An einem Wendepunkte in seiner modernen Geschichte - und nach einer einjährigen enormen politischen Krise — wurde die bolivianische Bevölkerung dazu aufgefordert ihren Wunsch nach Demokratie in der Wahl eines neuen Präsidenten, Vizepräsidenten und Kongress zum Ausdruck zu bringen.
Unsere Anwesenheit in diesem Prozess stand für mehr als Solidarität; es handelte sich um politische Verantwortung. Unsere Delegation fühlte sich geehrt an dieser heiligen Funktion der bolivianischen Republik in dieser entscheidenden Stunde teilnehmen zu dürfen.
Jeder Mensch auf der ganzen Welt mit demokratischem Bewusstsein ist zwangsweise von solchen Momenten tief bewegt — vor allem dann, wenn man das Glück hat, nicht nur den Prozess der Demokratie, sondern auch die Sorge und Entschlossenheit der Menschen hinsichtlich nationaler Entwicklungen miterleben zu dürfen.
Wir haben daraus geschlossen, dass die bolivianische Bevölkerung ihre eigene Antwort auf das Schicksal des Landes gegeben hat. Ihre Teilnahme an den friedlichen Wahlen stellt einen wichtigen Wendepunkt dar und beendet die Zeit autoritärer Herrschaft. Ein Abschnitt der nun der Vergangenheit angehört.
Ganz egal wie jede*r Bürger*in über das Endergebnis denkt, die Regeln der Demokratie verpflichten dazu, — auf heilige und unantastbare Weise — dass das Recht der Bevölkerung auf Selbstbestimmung geachtet wird, mit der Voraussetzung, dass die Ergebnisse nicht von unerwünschten Faktoren beeinflusst werden.
Die bolivianische Bevölkerung stößt nun auf grundsätzliche Herausforderungen. Lebensstandards, die Verteilung nationaler Reichtümer, die Vergabe nationaler Ressourcen für soziale Bedürfnisse, Zugang zu Bildung und die Fähigkeit des Bildungssystems als solches, das sind die ersten Probleme an denen Luis Arces politische Führungskraft gemessen wird. Hinzu kommt, dass der demokratische Prozess in allen Transaktionen gefestigt und gestärkt werden muss — ein imperatives/unbestreitbares Kriterium für jeden demokratischen Staat.
Allerding gehört Boliviens Krisen sicherlich nicht nur Bolivien. Ganz Lateinamerika — mit unterschiedlichen Details je nach Land — kämpft, um seine beschwerliche koloniale Vergangenheit hinter sich zu lassen, die ihm nicht nur gegen seinen Willen aufgezwungen wurde, sondern zudem die sozialen Bedürfnisse und den demokratischen Willen seiner Bevölkerung missachtet hat.
In den letzten Tagen haben wir das Gefühl bekommen, dass die Bolivianer*innen entschlossen sind ihre Stärke und Sinn für nationale Pflichten unter Beweis zu stellen, um die Demokratie des Landes wieder herzustellen.
Wahlen sind natürlich Schlüsselmomente im Aufbauprozess der Macht des Volkes. Aber der Kampf um Demokratie hat nie ein Ende.
Wir wünschen den Menschen und Bolivien alles Gute für die Zukunft. Wir werden immer an ihrer Seite und an der Seite ihrer zukünftigen Generationen stehen, denn sie haben die Geschichte und die Gerechtigkeit auf ihrer Seite.