Labor

Frauen im Norden Sri Lankas leiden besonders unter extremer Hitze

Vor allem die Gesundheit und Lebensgrundlage für Arbeiterinnen in der Nordprovinz Sri Lankas sind durch die extreme Hitze im Zusammenhang mit dem Klimawandel gefährdet, während staatliche Hitzeaktionspläne noch in der Entwicklung sind.
Bei Vanni Cashew schmoren die Mitarbeiterinnen und erhalten nur minimale Abkühlung, während Algenproduzentinnen unter Hitzewellen und schwindenden Erträgen leiden. Obwohl sie einen erheblichen Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten, kämpfen sri-lankische Frauen mit klimabedingten Verlusten, bürokratischen Hürden und Gesundheitsrisiken. Gleichzeitig sind sie in der Klimaanpassungspolitik nach wie vor stark unterrepräsentiert.

Die TEMPERATUREN STEIGEN erneut. In der ersten von Frauen betriebenen Cashew-Verarbeitungsfabrik in Pooneryn tragen 20 Frauen Gesichtsmasken, Haarnetze und Schürzen über ihrer Kleidung, während sie Cashewnüsse sortieren, schälen, trocknen und abfüllen. Vanni Cashew beschäftigt in der vom Krieg gebeutelten Nordprovinz Sri Lankas Frauen mit Behinderungen oder solche, die Familienoberhäupter sind. Die Frauen tragen drei Paar Handschuhe, die übereinander geschichtet sind, um ihre Hände vor der schädlichen Cashewnussschalenflüssigkeit zu schützen – einer rötlich-braunen Substanz, die ähnlich wie Giftefeu die Haut reizen und gar abschälen kann. Die Türen und Fenster sind abgedichtet oder mit Netzen versehen, sodass die feuchte Küstenluft die Textur der Cashewnüsse nicht beeinträchtigt und sie vor Insekten und Keimen abgeschirmt sind. Um die Zertifizierung nicht zu verlieren, werden diese Bedingungen von den Frauen strikte befolgt. Fast sieben Stunden am Tag arbeiten sie schweißtriefend und ziehen die dreischichtigen Handschuhe nur in der Mittagspause und manchmal auch in der Teepause aus.

Die Hitze könnte sich bald auf den Umsatz von Vanni Cashew auswirken. Industrieventilatoren und Klimaanlagen sind zu teuer, und ein einzelner Ventilator mit dünnen Plastiklamellen bietet in den heißeren Monaten, wenn die Temperatur regelmäßig 30 C übersteigt, wenig Abkühlung. Mindestens zwei Mitarbeiterinnen, die die drückende Hitze nicht ertragen konnten, haben in die Verwaltung gewechselt oder verrichten andere Arbeiten.  „Letztes Jahr war es so heiß, dass die Frauen drei oder vier Tage beurlaubt werden mussten, bis die Temperaturen wieder erträglich wurden“, räumt die Managerin Francis Jasmine Jemilla ein und bemerkt, dass die Frauen die verlorene Zeit durch flexible Arbeitszeiten ausgleichen konnten. Die Arbeiterinnen, die auch zu Hause Pflegearbeit verrichten, haben keine andere Wahl, als sich beurlauben zu lassen, wenn sie unter der unerträglichen Hitze leiden oder wenn ein Familienmitglied unter einer hitzebedingten Krankheit leidet. „Letztes Jahr breitete sich wegen der Hitze ein Hautausschlag über meine ganze Hand aus", erzählt mir Jemilla. Wenn so etwas geschieht, müssen sich die Frauen erneut von der Arbeit beurlauben lassen. „Früher habe ich die Sonne als Freundin betrachtet“, sagt Jemilla. „Aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.“

Laut der Weltorganisation für Meteorologie war 2024 das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, und die Temperaturen werden weiter steigen. In Sri Lanka sorgte die extreme Hitze im vergangenen Jahr für Schlagzeilen wie „Wie in einem Ofen“ und zwang die Schulen, Sportaktivitäten im Freien auszusetzen.

A R Warnasooriya, die Direktorin für Klimawandelstudien im sri-lankischen Wetterdienst, meinte, dass das Land zwar keine Hitzewellen erlebt, aber seine flachen Regionen und die Trockenzone – zu denen die nördlichen, nordzentralen, östlichen und südöstlichen Ebenen gehören – anfällig für extreme Hitze sind. Die 24 Wetterstationen, die alle drei Stunden meteorologische Daten im ganzen Land sammeln, verzeichnen in den Monaten März und April in der Regel erhöhte Temperaturen, fügte sie hinzu.

Bis Mai letzten Jahres gab es Berichte, dass in der Nordprovinz mindestens sieben Menschen an extremer Hitze gestorben waren. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden im Norden Sri Lankas Feuchtthermometertemperaturen von fast 35°C prognostiziert – ein gefährlicher Punkt, ab dem sich der menschliche Körper nicht mehr abkühlen kann. Allerdings haben sich nur wenige Forschungen oder Medienberichterstattungen mit den schlimmen Erfahrungen von Arbeiter*innen, insbesondere Frauen, befasst, die in diesen Gebieten am stärksten unter der Hitze leiden.

Nur 22 Kilometer südwestlich von Vanni Cashew, vor der Küste von Valaipadu, züchten Frauen Algen für den Export nach Indien. Sie gehören zu einer von vielen Küstengemeinden in der Nordprovinz – darunter Kilinochchi, Mannar, Jaffna und Mullaitivu –, die in dieser schnell wachsenden globalen Industrie tätig sind. Algen sind ein kohlenstoffbindendes Verbrauchsmaterial und werden in der Pharmaindustrie oder als Tierfutter verwendet. Für dessen Anbau wird kein Dünger benötigt.

In Valaipadu hat die Algenzucht im seichten Wasser sowohl verheiratete Frauen als auch Kriegswitwen aus dem nahe gelegenen Küstendorf angezogen. Nach Angaben des Centre for Women's Development in Jaffna hat der 26-jährige Bürgerkrieg in Sri Lanka die Nordprovinz – wo die Kämpfe am heftigsten waren – dazu geführt, dass etwa 55.000 Frauen Familienoberhäupter und 46.000 Kriegswitwen sind. Viele erholen sich noch immer von den wirtschaftlichen und psychologischen Folgen des Krieges. „Nach Mullivaikal kehrte nur die Hälfte der Einwohner zurück“, schildert die Algenzüchterin Maria Prashanthani und bezieht sich dabei auf eine brutale Offensive gegen Ende des Krieges im Jahr 2009, bei der innerhalb von nur fünf Monaten über 40.000 Zivilisten getötet wurden.

Die Algenzucht, die für die Stärkung der Frauen bekannt ist, hat vielen in der Region die Möglichkeit geboten, ihr Leben zumindest finanziell wieder aufzubauen. „Die meisten Frauen in diesem Dorf sind arm, daher war das Einkommen aus dem Algenanbau ein Segen“, sagt Amala Junastina, die seit ihrem Schulabschluss im Jahr 2013 Algen züchtet. Prashanthani, seit fünf Jahren bei der Arbeit, hat genug gespart, um sich ein Motorrad zu kaufen. Beide Frauen bezahlen mit ihrem Einkommen die Schulbildung und den Lebensunterhalt ihrer Kinder – eine Form der Reinvestition, die laut Studien aus Ländern wie Mexiko und China typisch für erwerbstätige Frauen ist.

Im Februar des letzten Jahres vernichteten jedoch zu hohe Meerestemperaturen etwa 80 Prozent der Algenerträge. „Im Jahr 2023 haben wir 174.000 Tonnen getrocknete Algen nach Indien exportiert“, sagt Prashanthani. „Aber im Jahr 2024 war unsere Ernte deutlich geringer.“ Das Seegras wird jeweils an Seilen oder „Monolines“ drapiert, die an schwimmenden Plastikflaschen festgemacht und von Netzen umschlossen werden, um Fische fernzuhalten. Früher wurde es in der Nähe der Küste gezüchtet, was das Pflanzen, die Pflege und die Ernte vereinfachte. Doch als die Temperaturen zu steigen begannen, waren die Algenzüchterinnen gezwungen, ihre Farmen weiter hinaus ins kühlere und tiefere Meer zu verlegen, um das Risiko vor der Austrocknung und einer Krankheit namens Epiphytismus im Seetang zu verringern. Sobald die Züchterinnen Farbveränderungen bemerken, die für Epiphytismus charakteristisch sind, entfernen sie ganze Algenreihen, da sie sie nicht mehr ernten können, und lassen die Seile an der Sonne trocknen. „Sonst“, so Junastina, „berührt eine Seillinie die andere und alles wird infiziert.“

Junastina fügt hinzu, dass die extreme Hitze auch Fieber, Kopfschmerzen, körperliche Erschöpfung und sogar Ohnmacht verursachen kann. Sie erinnert sich an eine Algenzüchterin, die ohnmächtig wurde und ins Wasser fiel. Da sich die Frauen allein im tiefen Wasser nicht immer sicher fühlen, schwimmen sie nun in Dreier- oder Vierergruppen zu den Feldern hinaus. Aber nicht alle Frauen können in der Meerestiefe schwimmen, erzählt mir Prashanthani. Sie schilderte mir auch, wie die steigenden Temperaturen zahlreiche Frauen aus dem Geschäft gedrängt haben.

Die Meereserwärmung wird durch andere Ereignisse – starke Winde, Überschwemmungen sowie kurze und intensive Regenschauer – verstärkt, die mit der breiteren Klimakrise zusammenhängen. Wenn ein starker Wind weht, können sich die Monolinien verheddern. „Wir bringen die Seile an Land, entwirren sie, säubern sie, befestigen sie an Flaschen... Weißt du, wie lange so etwas dauert?“, fragt mich Junastina. „Und nachdem wir das alles getan haben, wird es wieder windig werden, mehr Regen oder extreme Hitze geben. Wie oft kann ein Mensch einen solchen Verlust verkraften? Deshalb sind so viele Frauen hier deprimiert.“

Prashanthani erzählt mir über die Überschwemmungen, die im vergangenen Januar all ihre Samen und Hunderte von Algenlinien wegspülten. Es dauerte über einen Monat, bis die Frauen endlich genug Setzlinge gesammelt hatten, um die Algenzucht wiederaufzunehmen. Letztes Jahr gab es 300 oder 400 Frauen, die in der Gegend Algen produzierten, sagt Prashanthani, aber ihre Zahl ist nun auf weniger als hundert geschrumpft. „Wenn wir Verluste einfahren, verlieren die Frauen nicht nur ihr Einkommen, sondern auch ihre Motivation“, betont sie.

Die sich überschneidenden Gefahren der Klimaveränderung schaden auch der Cashew-Industrie, wo klimabedingte Verluste in den letzten zehn Jahren Sri Lanka dazu gezwungen haben, Cashewnüsse zu importieren. Laut Jemilla, der Fabrikleiterin, wurden die Cashewnüsse noch vor fünf Jahren jeweils im April geerntet und verkauft, aber jetzt hat sich diese Saison in den Mai verschoben. Für der Produktion werden Cashews von den Bauern beschafft, sagt Jemilla, wonach die „Nuss“ von der Frucht getrennt und geschält wird. Die Nüsse nehmen leicht Schaden an Regen oder Überschwemmungen, was zu Pilzwachstum führen und die Trocknung beeinträchtigen kann. Vanni Cashew arbeitet direkt mit 200 Cashewbauern und indirekt mit 750 Anbauer aus Kilinochchi, Mullaitivu, Mannar, Vavuniya und Jaffna zusammen. Erfüllen die Cashewnüsse bestimmte Prüfkriterien nicht – zum Beispiel, wenn sie untergewichtig oder verfärbt sind – werden sie zurückgewiesen. „Die Bauern sind dann ziemlich entmutigt“, meint Jemilla. „Sie verbringen Monate damit, Cashews anzubauen, nur um festzustellen, dass sie sie nicht verkaufen können.“

Während einige Bauern bei Überschwemmungen staatliche Hilfen für Ernteausfälle erhalten, gilt dies für Algenzüchterinnen nicht, erklärt mir Prashanthani, da sie offiziell nicht als „Landwirtinnen“ gelten. Trotz des eindeutigen emanzipatorischen Potenzials der Algenzucht gibt es für Frauen in der Branche hohe regulatorische und bürokratische Hürden. Wenn zum Beispiel Ernten ausfallen, haben sie Mühe, neues Saatgut zu beschaffen, das für das Nachwachsen ihrer Algen erforderlich ist. „Kreditgeber schicken uns von einem Ort zum anderen, um Unterschriften einzuholen“, beschwert sich Junastina und beschreibt den nahezu unmöglichen Prozess, Kredite aufzunehmen, um die Kosten für Setzlinge, Netze und andere wichtige Betriebsmittel zu decken.

„Wir verdienen doch Geld für unser Land, oder etwa nicht?“ , fragt Prashanthani. „Warum können wir nicht den gleichen Respekt und die gleiche Behandlung erwarten wie männliche Bauern?“

Die Hürden für die formelle Beschäftigung von Frauen im Norden, wie sie von Prashanthani und Junastina geschildert werden, sind hoch. Sri Lanka verzeichnete im Jahr 2023 die 14. größte geschlechtsspezifische Lücke bei der Erwerbsbeteiligung weltweit, und im Norden ist diese Differenz sogar größer als im Landesdurchschnitt. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen in der Nordprovinz lag im Jahr 2023 bei nur etwa 25 Prozent und damit deutlich unter der landesweiten Quote von 31 Prozent. Hitzebedingte Einkommensverluste dürften die bereits bestehenden geschlechtsspezifischen und geografischen Ungleichheiten noch verstärken. In der Tat gehen die Auswirkungen extremer Hitze für gewöhnlich bereits über die in offiziellen Statistiken erfassten hinaus.

IN ILLUPPAIKADAVAI, an der Nordküste Sri Lankas, klagt Mahadevi, dass sich ihre gesamte Familie im März 2024 „fiebrig“ gefühlt habe. „Wir hatten Halsschmerzen und konnten wegen des Schleims kaum sprechen“, berichtet sie. Mahadevi, die Frau eines Bauern, erzählt, dass sie länger als die anderen arbeitsunfähig geblieben und unfähig gewesen sei, ihre übliche Hausarbeit zu verrichten. Einige tamilische Häuser in der Region sind so gebaut, dass sie die Hitze etwas mildern: schräge Dächer, schattige Innenräume, Innenhöfe und – wie Mahadevis Haus – eine thinnai oder Veranda. Trotzdem kann die Hitze der Holzöfen dazu führen, dass es in der Küche brütend heiß wird. Eine aktuelle Studie des Climate Resilience Center vom Atlantic Council ergab, dass extreme Hitze dazu führt, dass die Frauen länger arbeiten müssen, um das gleiche Volumen an bezahlter und unbezahlter Arbeit zu verrichten. Da die Pflege von Familienangehörigen, die von hitzebedingten Krankheiten betroffen sind, oft die Aufgabe von Frauen ist, stellt die Hitze eine doppelte Belastung für sie dar und verringert die Zeit, die sie für Freizeit, bezahlte Arbeit oder ihre eigene Pflege zur Verfügung hätten.

Frauen suchen seltener das Krankenhaus auf als Männer, wenn sie Krankheitssymptome zeigen, bestätigte C S Jamunanantha, Arzt und stellvertretender Direktor des Jaffna Teaching Hospital. Wegen der Kinderbetreuung und familiären Pflichten kommen sie in der Regel erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien zur Behandlung. Obschon er zugibt, dass die Klimakrise das Auftreten von Dengue-Fieber, Atemwegserkrankungen und chronischen Nierenerkrankungen verschärft hat, warnt Jamunanantha davor, wegen Hitzewellen „Panik“ zu schüren.

Trotz Medienberichten, wonach im vergangenen Jahr in Jaffna sieben Menschen bei Hitzewellen ums Leben kamen, behauptet Jamunanantha nach eingehender Prüfung der Unterlagen, dass diese Berichterstattung „ein Fehler“ gewesen sei. Inoka Suraweera, eine Beamtin des sri-lankischen Gesundheitsministeriums, meinte, dass „es nicht so einfach ist, den Tod auf Hitze zurückzuführen“, und merkte an, dass „Hitze“ selten als Todesursache auf einer Sterbeurkunde oder in einer Krankenakte steht. Das macht die Zahl der hitzebedingten Todesfälle besonders schwer zu quantifizieren.

Suraweera, die Sri Lanka bei der Entwicklung eines Aktionsplans für Hitze und Gesundheit im Rahmen der Klimakonvention der UNO unterstützt, weist darauf hin, dass Krämpfe, Hautausschläge, Schwächeanfälle (Schwindel oder Ohnmacht) und Hitzschlag durch extreme Hitze verursacht werden könnten. Frauen sind physiologisch anfälliger für extreme Hitze als Männer, fügt sie hinzu, und Schwangere sind besonders gefährdet. Suraweera, die auch als beratende Ärztin für Umwelt- und Arbeitsmedizin tätig ist, erklärt, dass Frauen, die im Freien ohne angemessene sanitäre Einrichtungen arbeiten, oft kein Wasser trinken, um das Wasserlassen zu vermeiden. Dies, betont sie, kann die Dehydrierung und hitzebedingte Komplikationen verstärken. Einige Forschungen befassen sich nicht nur mit den physiologischen Symptomen und zeigen auf, wie sich extreme Hitze auf die psychische Gesundheit auswirken und Reizbarkeit, Aggressivität und Depressionen noch verstärken kann.

Seit einigen Jahren hat der Wetterdienst in Absprache mit dem Gesundheitsministerium damit begonnen, Hitzewarnungen mit einem Hitzeindex herauszugeben, der Messungen der Lufttemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit kombiniert. So wird aufgezeigt, wie sich die vorherrschende Hitze anfühlt oder wahrgenommen wird. Die Regierung könne auch Sensibilisierungskampagnen im Fernsehen und Radio durchführen, sagt Suraweera und betont, dass es auch für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen von entscheidender Bedeutung sei, Verantwortung zu übernehmen. Die Ausarbeitung des Aktionsplans für Hitze und Gesundheit, die durch Covid-19 unterbrochen wurde, kann noch ein oder zwei Jahre dauern. In der Zwischenzeit, so Suraweera, sei es entscheidend, das Personal darin zu schulen, Erste Hilfe zu leisten und die ersten Symptome hitzebedingter Erkrankungen zu erkennen. Sie rät den Arbeitgeber*innen auch, den Arbeitnehmer*innen Schutzausrüstung, Toiletten, Trinkmöglichkeiten und Zugang zu Wasser für Bäder oder zum Besprühen des Körpers zur Verfügung zu stellen. „Die Leute denken vielleicht, dass das Kleinigkeiten sind“, fügt sie hinzu, „aber diese Voraussicht kann Leben retten.“

Die Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen extremer Hitze entwickeln sich zwar ständig weiter, aber die Semantik der Wärme und der Abkühlung ist bereits ein fester Bestandteil der tamilischen Kultur. Die tamilische Dichtung der Sangam-Ära beschwört den palai, eine heiße Wüste, um Trennung und seelisches Leid darzustellen. Lebensmittel sollen den Körper beim Verzehr entweder aufwärmen oder abkühlen, und es wird geglaubt, dass weibliche Körper während ihrer Menstruation Wärme erzeugen. Und obschon Überlegungen über die Wärme in tamilischen Redewendungen und Sprichwörtern, in der traditionellen Bauweise, in der Poesie, in Vorstellungen über Körper und Nahrung enthalten sind, stehen südasiatische Frauen und ihre Erfahrungen mit der Hitze in empirischen Studien selten im Mittelpunkt.

In seinem Essay „What not to Wear“ (Was nicht getragen werden sollte) führt Bharat Venkat, der Direktor des Heat Lab an der University of California, Los Angeles, die Nachforschungen über Kleidungsisolierung auf Wärmeforscher zurück, die während des Zweiten Weltkriegs versuchten, US-amerikanische Soldaten gegen Hitzschlag und Erfrierungen zu schützen. Es war der Geschäftsanzug – nicht die Damenstrumpfhose und schon gar nicht der Sari –, der als Einheit für die Messung der Wärmedämmung gewählt wurde, auch wenn der Anzug nur ein kleines Segment der US-amerikanischen Bevölkerung – Weiße, Angestellte und Männer – repräsentierte.

Hitzestudien haben erst vor kurzem begonnen, die Wechselwirkungen von hohen Temperaturen mit Luftverschmutzung und Luftfeuchtigkeit zu berücksichtigen, zwei Phänomene, die das Umfeld in vielen tropischen Ländern des globalen Südens kennzeichnen. Obwohl das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF) bei numerischen Wettervorhersagen als weltweit führend gilt, erklärte die Meteorologieabteilung Sri Lankas, dass man sich im lokalen Kontext nur eingeschränkt auf ECMWF-Modelle verlassen kann. Die Vorhersagen des ECMWF sind während der Intermonsunzeit in Sri Lanka nicht zuverlässig, erklärt Warnasooriya. Und da es auf Länder der mittleren Breitengrade eingestellt ist, werden in der ECMWF-Modellierung wichtige Phänomene der äquatorialen Länder nicht erfasst. Für die Wettervorhersage kombiniert der Wetterdienst verschiedene numerische Wettermodelle mit Satellitenbildern, Beobachtungen von agrometrischen und meteorologischen Stationen und den klimatologischen Merkmalen der einzelnen Gebiete.

Die Art und Weise, wie wir extreme Hitze heute wissenschaftlich dokumentieren – und unsere Anpassungsversuche – dreht sich in der Regel nicht um Frauen, die sich in einem Sari oder einem Niqab bewegen. Es ist daher unklar, ob solche Frauen in ihrer Kleidung, die sie normalerweise tragen, tatsächlich vor Hitze geschützt sind und ob die Vorschrift in Sri Lanka, dass weibliche Angestellte im öffentlichen Dienst einen Sari tragen müssen (Männer dürfen die Nationaltracht oder Hose und Hemd tragen), bei extremer Hitze gegenüber Frauen schlicht unfair ist. Frauen in Saris können immer hellere Farben und hitzefreundliche Stoffe wählen, meint Suraweera und wiederholt damit eine Studie des Gelehrten Madhavi Indraganti aus dem Jahr 2016, die ergab, dass der Sari eine „Allwetterausrüstung“ oder ein vielseitiges und anpassungsfähiges Kleidungsstück ist.

Zu dieser geschlechterspezifischen Analyse von Kleidung fügt Suraweera hinzu, dass Frauen manchmal durch kulturelle Überzeugungen und Geschlechternormen sogar weniger eingeschränkt sind als Männer. Frauen können Hüte mit Krempe tragen und Sonnenschirme verwenden, um sich vor der Hitze zu schützen, bemerkt sie, aber Männer würden sich stärker extremer Hitze aussetzen, da sie diese Accessoires als effeminiert betrachten und sie meiden. Alkoholkonsum – im Norden bei Männern weitaus beliebter als bei Frauen – ist bei großer Hitze auch mit einem höheren Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verbunden. Unabhängig von diesen Normen ist es für Suraweera offensichtlich, dass die Hitze Frauen unverhältnismäßig stärker trifft.

Hitze wirkt sich auch unverhältnismäßig stärker auf Menschen aus Randgemeinschaften aus, insbesondere wenn sie im Freien und informell arbeiten. In der Nordprovinz liegt die informelle Beschäftigungsquote bei etwa 75 Prozent, und mehrere Gemeinschaften werden für ihre Religion diskriminiert, sind landlos oder werden generationsübergreifend wegen ihrer Kasten unterdrückt.

In der Einleitung zu ihrer Ausstellung „Unequal Heat: „Climate, Gender and Caste in South Asia" (Ungleiche Hitze: Klima, Geschlecht und Kaste in Südasien), schrieb die Dalit-Fotojournalistin Bhumika Saraswati, dass Hitze „eine Metapher für brodelnde Wut ist, die aus Generationen der Unterwerfung ausgebrochen ist“. Sie argumentiert, dass, obwohl Frauen aus unterdrückten Kasten für unsere Ernährungssysteme und das vorherrschende ökologische Gleichgewicht von entscheidender Bedeutung sind, sie im Klimadiskurs nach wie vor unterrepräsentiert sind.

IN SRI LANKAS tamilischsprachigem Norden werden die oberen Ränge des politischen, geschäftlichen und bürokratischen Lebens immer noch von Angehörigen der zahlenmäßig stark vertretenen Vellalar-Kaste dominiert. Die Frauen, die in Pesalai karavadu oder getrockneten Fisch verkaufen, sind ein Beispiel für eine unterrepräsentierte Gemeinschaft.

Gabrielle Elisabeth produziert seit 35 Jahren getrockneten Fisch, während Jesuthasan Rajeshwaray Parananthu die gleiche Arbeit seit fast drei Jahrzehnten verrichtet. Sie sind Angehörige einer eng verbundenen katholischen Kirchgemeinde entlang der Küste von Pesalai, die Netze repariert, Fische schneidet, Krabben reinigt und getrockneten Fisch produziert und verkauft. Vor etwa 15 Jahren gab es 200 bis 300 Frauen im Trockenfischgeschäft, sagt Elisabeth, aber jetzt sind es viel weniger. Einer der Gründe dafür ist der reduzierte Fischfang. Das Hauptproblem dabei ist die Grundschleppnetzfischerei, sagt sie, eine Fangmethode, die Korallen auf dem Meeresboden zertrümmert und so die Ökosysteme des Meeres zerstört, was schließlich zur Verringerung der Fischbestände führt. Der zweite Grund ist die erhöhte Wassertemperatur.

„Vor fünfzehn Jahren wussten wir, welche Fischarten mit welchen Winden und in welchem Zeitraum zu uns kommen würden“, erklärt Elisabeth. „Ob Kumbala, Pechalai oder Seraya ... Die Fische kamen in Schiffsladungen, wir hatten genug Arbeit, um uns von morgens bis abends zu beschäftigen, und genug Einnahmen, um die Ausgaben mit unseren Kinder zu decken.“ Aber jetzt, vor allem mit der steigenden Inflation nach Sri Lankas Wirtschaftskrise, ist das nicht mehr der Fall.

Elisabeth beschreibt die Hitze in diesem und im letzten Jahr als „unerträglich“. „Sie prallt auf unseren Körper, strahlt vom Sand aus“, schildert sie. „Und manchmal ist es unmöglich, in unseren Häusern zu bleiben.“ Sie fügt hinzu, dass die Häuser entlang der Küste klein sind und niedrige Decken haben. Selbst wenn sie ihr Dach mit Reet – einem natürlich isolierenden Material – bedeckt, ist es in ihrem Haus of immer noch zu heiß. Wer keine Ventilatoren im Haus hat, geht nach draußen, um sich ans Meer zu setzen. „Die Hitze macht uns krank“, betont sie, und die Häuser fühlen sich „fiebrig“ an. Wenn Familienangehörige krank werden, werden sie in staatliche Krankenhäuser gebracht. „Wir haben Angst, dass die Krankenhäuser unsere Familien nicht genügend schützen“, meint Elisabeth und verweist auf die Einfuhrsperren für Medikamente und die Abwanderung von Ärzten als Folge der Wirtschaftskrise.

Wie in anderen Branchen auch, können unerwartete Regenfälle die finanziellen Aussichten der Erzeuger von getrocknetem Fisch verschlechtern. „Wenn der Fisch nass wird, nützt er uns nichts“, sagt Rajeshwaray. „Wir können ihn genauso gut zurück ins Meer werfen.“ Vor vier oder fünf Jahren führten schwere Überschwemmungen dazu, dass sich das Grund- und Abwasser in Pesalai vermischten. „Deswegen konnten wir weder Wasser trinken noch uns waschen“, erzählt Elizabeth und merkt an, dass einige Bewohner sogar aus ihren Familienhäusern ausziehen mussten.

Für Salinenarbeiter*innen ist der Umgang mit hohen Temperaturen Bestandteil ihrer Arbeit. National Salt Limited beschäftigt 73 festangestellte Mitarbeiter*innen in Mannar und Elephant Pass und bis zu 250 Zeitarbeitskräfte, mit der öffentlich erklärten Mission, Arbeitsplätze für gefährdete Gemeinschaften zu schaffen. Die Arbeiter*innen, viele von ihnen Frauen, reinigen die Salzpfannen und sammeln und transportieren während der Erntezeit Salz. Der Erfolg des Salzproduktionsprozesses wird von Sonne, Wind und Regen bestimmt, erklärt der Leiter der Saline, Gayantha Thilakarathna. Je heißer es ist, desto schneller verdunstet das Wasser. „Die Frauen arbeiten draußen unter extrem starker Sonneneinstrahlung und heißen Winden“, bestätigt er. „Tatsächlich ist es eine sehr schwierige Arbeit.“ Als er gefragt wurde, ob seine Arbeiter*innen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind, erwiderte Thilakarathna, dass die scharfen Kanten der Salzkristalle und das heiße Wasser in den Salinen gefährlich sein könnten, und erklärte, dass die Frauen zum Schutz Stiefel tragen. Abgesehen von diesen Gefahren seien ihm keine weiteren gesundheitlichen Auswirkungen bekannt.

Die Frauen, die in den 163 Hektar großen Saline von Mannar arbeiten, stehen in der Regel um vier Uhr morgens auf, melden sich um 6.30 Uhr zum Dienst und arbeiten von 7.00 bis 14.30 Uhr. In den wärmeren Monaten beginnen sie bis zu vier Stunden früher, um drei Uhr morgens, um die extreme Hitze zur Mittagszeit zu meiden. Asamta Vijeny und Kumar Augustinammah, die seit 14 Jahren in den Salinen arbeiten, sind zwei der 23 festangestellten Mitarbeiter*innen in den Salinen von Mannar. „Dieses und letztes Jahr war es viel heißer als zuvor“, berichtet Vijeny. Um die Hitze in den Griff zu bekommen, so Vijeny, machen die Frauen oft Pausen und trinken viel Wasser. An besonders heißen Tagen tragen sie langärmelige Kleider, Hüte und Schals.

„Manchmal haben wir Mühe zu sehen“, bemerkt Augustinammah und bezieht sich damit wahrscheinlich auf die Auswirkungen der Hitze. Vijeny fügt hinzu, dass bei einigen Frauen rote Flecken auf ihrer Haut erscheinen, für die sie eine Creme verwenden. „Wenn es sehr heiß ist, sind wir leicht erschöpft und können uns benommen oder schwach fühlen“, sagt sie. Wenn jemand in Ohnmacht fällt, wird sie in ein nahegelegenes Zelt gebracht, mit Wasser wiederbelebt und aufgefordert, sich auszuruhen. Wenn sie dann immer noch nicht wieder arbeiten kann, wird ihr Urlaub gewährt. Dies geschieht etwa einmal im Jahr, meint Vijeny, normalerweise bei den temporären Mitarbeiterinnen, die das Salz transportieren und nicht an die Arbeit gewöhnt sind. Wenn es ihnen wirklich schlecht geht, werden sie ins Krankenhaus gebracht, und die Festangestellten müssen deren Arbeit zu Ende führen.

Die meisten Arbeiter*innen in den Salinen von Mannar sind Frauen, während das Management hauptsächlich aus Männern besteht. „Wenn wir unsere Periode haben, kann es problematisch sein“, erklärt Vijeny. „Die Verwaltungsangestellten hier sind alle Männer, nicht wahr? Wir können ihnen also nicht immer sagen, dass wir dieses Problem haben. Manchmal sagen wir, dass uns die Arbeit ein bisschen zu schwer ist, und bitten um eine andere Aufgabe. Wenn sie gebildet sind, werden sie es verstehen und uns eine andere Arbeit zuteilen. Wir arbeiten immer so viel wir können.“

Im 19. Jahrhundert waren Salinen Orte der Schuldknechtschaft und wo Sträflinge Zwangsarbeit verrichteten. Trotz der harten Arbeitsbedingungen in den Salinen können es sich die Frauen heute nicht leisten, auf diese Einkommensquelle zu verzichten. Manchmal haben sie nur 10 bis 15 Tage Arbeit pro Monat. Wenn es regnet, kehren die temporären Arbeiter*innen ohne Lohn nach Hause zurück. „Ohne Salz bekommen wir keine Arbeit“, sagt Vijeny und zeigt damit den allgemeinen Mangel an wirtschaftlichen Möglichkeiten für Frauen im Norden auf. „Also kommen wir hierher und machen ein Aufhebens, bis sie uns Arbeit geben.“

Im vom Krieg betroffenen Norden und Osten Sri Lankas werden Salinen als Arbeitsplätze für die Jugend angepriesen und als Möglichkeit, die Salzproduktion des Landes zu steigern. Aber wie in der Algen-, Cashew- und Trockenfischindustrie können unvorhersehbare oder intensive Regenfälle, die durch die Klimakrise verschärft werden, die ganze Produktion vernichten. Nachdem starke Regenfälle oder Misswirtschaft in den Jahren 2023 und 2024 zu einem Produktionsrückgang um 40 Prozent und einer landesweiten Salzknappheit führten, musste Sri Lanka 30.000 Tonnen Salz aus Indien importieren. Obwohl das Produktionsziel in der Saline von Mannar bei 6.000 Tonnen liegt, produziert sie seit 2021 etwa die Hälfte davon. „Wir könnten die Produktion steigern, wenn wir die Niederschlagsmengen genauer und früher vorhersagen könnten“, meint Thilakarathna und merkt an, dass sie „bis zu einem gewissen Grad“ Daten vom Wetterdienst erhalten, sich aber hauptsächlich auf Websites wie weather.com oder accuweather.com verlassen.

Das mangelnde Vertrauen in die Daten und Vorhersagen des Wetterdienstes ist weit verbreitet – vor allem, nachdem es ihm nicht gelungen war, einen Sturm vorherzusagen, der im Jahr 2011 29 Menschen das Leben kostete, und einen, dem 2017 über 200 Menschen zum Opfer fielen. Warnasooriya sagt, dass der Wetterdienst hauptsächlich auf nationaler und Distriktebene arbeitet und deshalb nicht auswertet, wie er von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Er überwacht auch nicht, wie die Vorhersagen verwendet werden.

Trotz der potenziellen Gesundheitsrisiken, denen sie durch extreme Hitze ausgesetzt sind, sind nur wenige Frauen im Norden mit dem Aktionsplan der Regierung für Gesundheit und Hitze vertraut oder kennen die vom Gesundheitsministerium herausgegebenen Richtlinien zur Vermeidung von Hitzschlägen. Dennoch kann eine gute Politik – wie die jüngsten Vorstöße für flexible Arbeitszeiten und staatlich herausgegebenen Hitzewarnungen – den Arbeitnehmer*innen helfen, sich anzupassen. Eine einfühlsame Politik ist entscheidend, da Sri Lanka versucht, seine Exporte zu diversifizieren und die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen, um die Wirtschaftskrise hinter sich zu lassen.

Für die Frauen in der Nordprovinz, die Cashewnüsse verarbeiten, Algen züchten, Fisch trocknen, Salz ernten und Familien und Industrien mit unbezahlter Pflege- und Hausarbeit unterstützen, ist es ein unerschwinglicher Luxus, angesichts extremer Hitze auf ihre Arbeit zu verzichten. „Ohne diese Industrie werden wir wieder Kanji essen müssen“, meint Maria Prashanthani, die Algenzüchterin. Kanji, ein Brei aus Reis und Wasser, war oft das Einzige, was es für die Menschen zu essen gab, die sich in der gewaltsamen letzten Phase des Krieges bei Vanni versammelten. Amala Junastina fügt hinzu: „Aber auch für Kanji braucht man Lebensmittel, nicht wahr?“

Diese Geschichte wurde mit Unterstützung des Earth Journalism Network von Internews produziert.

Foto: Amita Arudpragasam. Die Algenbäuerinnen Maria Prashanthani und Amala Junastina bei der Arbeit in Valaipadu, Pooneryn. Frauen, die in der Lebensmittelproduktion in der Nordprovinz Sri Lankas arbeiten, leiden besonders unter der extremen Hitze. Geringere Erträge bedeuten weniger Geld und dazu kommen noch gesundheitliche Probleme wie Krämpfe, Hitzekollaps, Kopfschmerzen und Hautausschläge.

Available in
EnglishSpanishGermanFrenchItalian (Standard)Arabic
Author
Amita Arudpragasam
Translators
Nathalie Guizilin and ProZ Pro Bono
Date
06.05.2025
Source
Himal SouthasianOriginal article🔗
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