Environment

Wie Kolonisten die COVID-19-Krise im brasilianischen Amazonas ausnutzen

Die Regierung von Jair Bolsonaro plant, den Amazonas-Regenwald für private Bauvorhaben zu öffnen. Bergbau, Abholzung und Kolonisten nehmen deshalb die lokale indigene Bevölkerung ins Visier.
Während sich Brasiliens Coronavirus-Pandemie dramatisch verschlimmert, sind Berichten zufolge über 100 indigene Völker an den Folgen von Covid-19 gestorben. Einige unkontaktierte Stämme sind Bergarbeitern und Holzfällern schutzlos ausgeliefert, die Covid-19 Pandemie als Vorwand benutzen. Das hat auch mit den politischen Maßnahmen der Regierung Jair Bolsonaro seit seinem Amtsantritt im Januar 2019 zu tun.
Während sich Brasiliens Coronavirus-Pandemie dramatisch verschlimmert, sind Berichten zufolge über 100 indigene Völker an den Folgen von Covid-19 gestorben. Einige unkontaktierte Stämme sind Bergarbeitern und Holzfällern schutzlos ausgeliefert, die Covid-19 Pandemie als Vorwand benutzen. Das hat auch mit den politischen Maßnahmen der Regierung Jair Bolsonaro seit seinem Amtsantritt im Januar 2019 zu tun.

Im Jahr 2017, als der rechtsextreme Kongressabgeordnete in Umfragen zu den Präsidentschaftswahlen nur an vierter Stelle lag, hielt er eine Rede imClube Hebráicavon Rio de Janeiro, in der er seine Absicht bekundete, die Region wirtschaftlich zu öffnen — ungeachtet der Landrechte, die unkontaktierte Völker schützen:"Wo es indigenes Land gibt, gibt es Reichtum", beharrte der künftige Präsident.

Diejenigen, die Zugang zum Amazonas suchten, wurde auf diese Äußerungen aufmerksam und Bolsonaro kam mit der enthusiastischen Unterstützung von internationalen Agrarindustrie-Riesen wie Cargill und Bergbau-Giganten wie Anglo-American an die Macht. Er wurde von der Wall Street und der US-Regierung ermutigt, die schnellere Öffnung des Amazonasgebiets für internationale Unternehmen zu beginnen.

Im September 2019 traf der brasilianische Außenminister Ernesto Araújo in Washington D.C. den US-Außenminister Mike Pompeo und die beiden kündigten ein neues bilaterales Abkommen zwischen den USA und Brasilien an, um den Amazonas Regenwald für die Entwicklung des Privatsektors zu öffnen. Araújo nannte das Abkommen"...den Heiligen Gral der brasilianischen Außenpolitik, zumindest für den privaten Sektor".

Die indigenen Völker des Amazonas stellen das letzte Hindernis für seine Ausbeutung dar.

Jetzt sind im brasilianischen Javari Valley, der Heimat von mehr unkontaktierten Völkern als irgendwo sonst auf der Erde, Goldgräber mit einem großen Schwimmbagger in die Region des Rio Jutaí eingedrungen, das Gebiet der unkontaktierten Korubo. Das Ituna Itata-Territorium, in dem bekanntermaßen unkontaktierte Ureinwohner leben, wird derzeit von Kolonisten überfallen. Es war bereits 2019 das am stärksten abgeholzte indigene Territorium. Das Uru Eu Wau Wau Wau Reservat wird von Holzfällern und Bauern ins Visier genommen. Es ist bekannt, dass dort drei unkontaktierte Gruppen leben. Ein Waldbeschützer, Ari Uru Eu Wau Wau, wurde letzten Monat ermordet.

Banden illegaler Holzfäller zerstören den Wald im Gebiet der Arariboia im nordöstlichen Amazonasgebiet. Dieser Wald ist die Heimat der unkontaktierten Awá Ureinwohner – dem am stärksten bedrohten Volk der Erde. Die “Guardians of the Amazon” verfolgen diese Invasionen, da die Regierung nichts unternimmt.

Diese und andere indigene Gebiete in Brasilien werden gleich dreifach getroffen. Präsident Bolsonaros Regierung hat Schritte unternommen, um die Bundesbehörden, die zuvor indigenes Land im Amazonas geschützt haben, drastisch zu schwächen. Viele der Teams, die dafür verantwortlich sind, Eindringlinge aus den Gebieten unkontaktierter Völker fernzuhalten können deshalb nicht mit voller Kapazität arbeiten.

Der konzertierte Vorstoß des rechtsextremen Präsidenten, um indigene Gebiete wirtschaftlich zu öffnen, ist hierbei zentral. Das ermöglicht eine Reihe von Landinvasionen.

Präsident Bolsonaro drängt mit Nachdruck darauf, dass der Kongress seinen Präsidialerlass MP910 billigt, der als “Landraub-Erlass” bekannt ist. Dieser würde dazu führen, dass große Teile von indigenem Land zur kommerziellen Ausbeutung verkauft würden.

Neben vielen indigenen Völkern und Organisationen hat Survival International Lobbyarbeit bei führenden Politikern in Brasilien betrieben, um den Erlass zu blockieren, und sich an “Tweetathons” beteiligt, die sich an Mitglieder des Kongresses richteten.

UNIVAJA, die indigene Organisation des Javari Valleys, sagte: “Wir leben wegen der Coronavirus-Pandemie in einer Zeit großer Qualen. In dieser für unsere Familien und die gesamte brasilianische Gesellschaft sensiblen Zeit dringen kriminelle Opportunisten weiterhin in unser Gebiet ein, mit der Wahrscheinlichkeit, auf unkontaktierte Ureinwohner im Javari Valley Gebiet zu treffen.”

Fiona Watson, Forschungs- und Advocacy-Direktorin von Survival, sagte am 15. Mai: “Was mit den indigenen Völkern in Brasilien geschieht, ist nichts weniger als ein allumfassender, genozider Angriff. Unzählige Stammesgebiete werden mit der Unterstützung einer Regierung überfallen, die die ersten Völker des Landes vollständig zerstören will und keinen Versuch unternimmt, dies zu verbergen. In den nächsten Monaten ist mit einer weiteren verheerenden Brandwelle, da die Trockenzeit im Amazonas beginnt, und den nächsten Phasen des ‘legislativen Völkermords’ von Bolsonaro zu rechnen.”

Foto: Felipe Werneck/Ibama, Flickr

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Translator
Vanessa Jae
Date
17.06.2020
Source
Original article🔗
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