Housing and Land Rights

Unter Bolsonaro sind die Angriffe auf die Bevölkerung des Amazonas eskaliert

Ein neuer Bericht stellt fest, dass die Gewalt gegen Indigene, Quilombolas und Landarbeiter*innen auf dem Vormarsch ist, während die von Bolsonaro unterstützten Kapitalist*innen weiterhin den Amazonas zerstören.
Die Bolsonaro-Regierung ist bestrebt, das Land im Amazonasgebiet an brasilianische und ausländische Kapitalist*innen zu übergeben. Während deren Ausbeutung weitergeht, sind die gewaltsamen Konflikte um Land und Wasser im Amazonasgebiet eskaliert — ein Anstieg um 8% im Jahr 2020, auf den höchsten Stand in der 35-jährigen Geschichte dieser Berichterstattung. Viele dieser Angriffe gehen vom Staat selbst aus.

Gewalt gegen Bewohner*innen des Amazonas ist nichts Neues. Wenn Kapitalist*innen — Bergbauunternehmen, Landbesitzer*innen und der Staat selbst — sich immer mehr Land und Ressourcen der Region aneignen, konfrontieren sie unweigerlich die dort lebenden indigenen Gemeinden, Quilombolas und Landarbeiter*innen und enteignen sie dann gewaltsam. Unter der Regierung Bolsonaro haben diese "Konflikte" — die eher als einseitige Gewalt gegen diejenigen zu bezeichnen sind, die nur ihr Recht auf ihre eigenen Ressourcen behalten wollen — auf ein noch nie gekanntes Niveau zugenommen.

Ein neuer Bericht der Kommission für Weideland (CPT), der letzten Monat veröffentlicht wurde, weist auf eine Rekordzahl von landwirtschaftlichen Konflikten im Jahr 2020 hin, mit 2.054 registrierten Fällen. Das Legale Amazonasgebiet — eine Region, die von den Bundesstaaten der Nordregion, Mato Grosso und dem größten Teil von Maranhão gebildet wird — war mit 77 % aller Fälle der Hauptschwerpunkt der Gewalt auf dem brasilianischen Land.

Insgesamt weist die Studie auf einen Anstieg der registrierten Konflikte auf dem Land um 8% hin, von 1.903 im Jahr 2019 auf 2.054 im Jahr 2020, was die höchste Zahl in der 35-jährigen Geschichte des CPT-Berichts darstellt. Im Jahr 2018, ein Jahr vor Bolsonaros Amtsantritt, waren es 1.547.

Die Anzahl der Hektar im Konflikt ist ebenfalls in die Höhe geschnellt und erreicht 77.442.957 im Jahr 2020, gegenüber 53.313.244 im Jahr 2019 — ein Anstieg von 45%. Im vergangenen Jahr war das umstrittene Territorium fast doppelt so groß wie im Jahr 2018, als es 39.425.494 Hektar betrug.

Im Jahr 2020 starben achtzehn Menschen, davon sieben Indigene, aufgrund von Konflikten. Im Jahr 2019 waren es 32.

Obwohl die Zahl der Konflikte um Wasser im Vergleich zu 2019 gesunken ist, ist sie immer noch viel höher als in den vorherigen Zeiträumen. Im Jahr 2020 waren es 350 und im Jahr 2019 509, im Vergleich zu 279 im Jahr 2018.

Für die Forscherin Patrícia Rosa Chaves, Professorin für Humangeographie an der Bundesuniversität von Amapá (Ufap) und Spezialistin für Agrargeographie, deuten die Daten auf eine Konsolidierung des Musters der Konzentration von Agrargewalt im legalen Amazonasgebiet hin, ein Trend, der 2015 begann. Chaves ist einer der CPT-Berater, die für die Analyse der Daten verantwortlich sind.

MIT BOLSONARO ESKALIEREN DIE VON DER REGIERUNG VERURSACHTEN KONFLIKTE

"Trotz der Angriffe soll der Amazonas aufgrund der vielen Umweltreservate und indigenen Territorien eine geschützte Region sein", sagt sie. "Aber die derzeitige Regierung ist bestrebt, diese Naturschätze brasilianischen und ausländischen Kapitalist*innen zu überlassen." Sie weist darauf hin, dass die Idee, den Amazonas in Partnerschaft mit verbündeten Ländern auszubeuten, schon immer im Regierungsprogramm Bolsonaros stand und das Projekt der Militärdiktatur wiederholt.

In den ersten zwei Jahren der Regierung von Jair Bolsonaro stieg die Zahl der Konflikte auf dem Lande, bei denen die Regierung selbst der Aggressor war, sprunghaft an. Das CPT registrierte 311 Fälle, siebenmal mehr als während der Regierung Dilma Rousseff (PT), als die Bundesregierung in 45 Fällen der Angreifer war. Die Hauptziele dieser Offensive, die mit direkter Beteiligung oder Unterstützung der Regierung durchgeführt wird, sind indigene Völker, Quilombolas und Arbeitende der Rohstoffindustrie. Diese Zahl berücksichtigt nicht die politische Unterstützung für die anderen Aggressoren: Großgrundbesitzer, Goldgräber und Landräuber.

Patrícia merkt an, dass Bolsonaros Rhetorik das falsche Argument widerspiegelt, die Region sei ein demografisches Vakuum. "Allein die Zahl der Konflikte und der betroffenen Familien zeigt den Trugschluss dieses Arguments", erklärt sie. "Wir dürfen nicht vergessen, dass die Familien auf dem Land, vor allem die der traditionellen und ursprünglichen Völker, mehr Mitglieder haben als die meisten der städtischen Zentren." Von den 1.576 Fällen von Konflikten im Legalen Amazonasgebiet im Jahr 2020 waren 171.000 Familien betroffen.

DIE PANDEMIE MACHT DIE GEMEINSCHAFTEN VERWUNDBARER

Während der Pandemie sind diese "Konflikte" noch asymmetrischer geworden: "Das sind keine Fälle, in denen diese Gemeinschaften Land besetzen [als Proteststrategie]. Sie leben einfach in ihren eigenen Territorien, kämpfen ums Überleben, sind mit den Auswirkungen von Covid-19 konfrontiert und werden von denen angegriffen, die dieses Land ausbeuten wollen".

Mit wenig Schutz und einer prekären Gesundheitspolitik schon vor der Pandemie haben diese Bevölkerungsgruppen doppelt gelitten, wie die Zahlen der indigenen und Quilombola-Todesfälle aufgrund des Coronavirus zeigen.

Angriffe auf diese Bevölkerungsgruppen waren entscheidend dafür, dass die Nordregion den Nordosten in der Zahl der Agrarkonflikte überholt hat. Der Wandel begann 2015 und hat sich in den letzten zwei Jahren konsolidiert. Im Jahr 2020 waren selbst kleine Bundesstaaten im Norden, wie Acre und Amapá, unter den zehn Bundesstaaten mit der höchsten Anzahl an Konflikten.

"Der Amazonas ist nicht unter den zehn Staaten mit der höchsten Anzahl an Konflikten, aber die Konflikte betreffen auch eine große Bevölkerung", kommentiert Patrícia. Die kritischste Region ist der sogenannte Bico do Papagaio, an der Grenze von Pará zu Maranhão und Tocantins, im Legalen Amazonas. Mit einem Teil seines Territoriums im Legalen Amazonasgebiet und auch in Matopiba war Maranhão der Bundesstaat mit der höchsten Anzahl von Konflikten.

Die Forscherin teilte auch die Besorgnis über den Rückgang der Zahlen bezüglich der Sklavenarbeit: "Es ist kein Zeichen dafür, dass die erniedrigende oder ausbeuterische Arbeit abgenommen hat, sondern eher dafür, dass die Untersuchungen und die Überwachung der Beschwerden durch die öffentliche Macht an Schwung verloren haben".

Leonardo Fuhrmann ist ein Reporter für De Olho nos Ruralistas.

Foto: Raissa Azeredo / Mídia Ninja, Flickr

Available in
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Author
Leonardo Fuhrmann
Translator
Nicole Millow
Date
05.07.2021
Source
De Olho nos RuralistasOriginal article🔗
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