Briefing

PI-Rundbrief | Nr. 31 | Erinnerung an die Gefallenen von Bangladesch

Das bangladeschische Volk stürzte Premierministerin Sheikh Hasina. Die Polizei ließ sie einen hohen Preis mit Blut bezahlen.
Im 31. Rundbrief 2024 der Progressiven Internationale bringen wir dir Nachrichten aus Bangladesch, wo eine 36-tägige Protestbewegung die Regierung von Sheikh Hasina gestürzt hat. Wenn du unseren Rundbrief per E-Mail erhalten möchtest, kannst du dich über das Formular am Ende dieser Seite anmelden.

Das bangladeschische Volk hat Premierministerin Sheikh Hasina nach 15 Jahren an der Macht abgesetzt. Der Preis für ihre Absetzung wurde vom bangladeschischen Volk mit Blut bezahlt. 

Zwischen dem 16. Juli und dem 5. August wurden 439 Menschen von staatlichen Kräften getötet, viele von ihnen durch Schüsse, wie Recherchen der National Garment Workers Federation (NGWF) in Bangladesch, einem Mitglied der Progressiven Internationale, ergaben. Zehntausende weitere — lokalen Medienberichten zufolge etwa 150.000 — wurden verletzt.

Die National Garment Workers Federation hat den Kampf der Studierenden und Arbeitenden die Regierung von Sheikh Hasina stets unterstützt. Vier Mitglieder der Gewerkschaft wurden getötet, über 50 verwundet und über 100 verhaftet.

Zu den Verlusten der NGWF gehörten Zakir Hossain, Ko-Generalsekretär des regionalen Stickereikomitees in Mohammadpur, und Md. Sohel, ein Gewerkschaftsorganisator. Beide wurden durch Schüsse der Polizei getötet.

Die Untersuchungen der NGWF zeigen, dass die meisten der beim erfolgreichen Sturz der Regierung Getöteten Studierende und Arbeitende waren. Drei Viertel der Getöteten waren junge Erwachsene oder jünger. Die meisten starben an Schussverletzungen. Die Studie untersuchte die Todesfälle von 175 Demonstrierenden und stellte fest, dass etwa vier von fünf tödliche Schusswunden aufwiesen, meist in Kopf, Brust, Rücken oder Bauch.

Die meisten dieser Opfer, ohne deren Tapferkeit Sheik Hasina noch immer Bangladesch regieren würde, gehörten der arbeitenden Klasse an.

Es dauerte nur 36 Tage, um die Regierung zu stürzen. Es begann mit einem friedlichen Studierendenprotest an der Universität von Dhaka. Die Studierenden protestierten gegen ein Gerichtsurteil, das den Familien und Nachkommen von Veteranen des Befreiungskrieges von 1971 eine Quote für Regierungsstellen zugestand.

Diese friedlichen Proteste wurden zunächst von der Chhatra-Liga, dem studentischen Flügel der regierenden Awami-Liga, und dann von der Polizei mit Gewalt beantwortet. Diese staatliche Gewalt weitete die Proteste aus und verwandelte sie von einer spezifischen Reform in eine totale Herausforderung des Regierungssystems.

Der Wendepunkt kam am 16. Juli, als die Polizei Abu Saeed, einen Studenten der Begum Rokeya Universität in Rangpur, erschoss. Millionen von Menschen verfolgten in den sozialen Medien das virale Videomaterial der Schießerei. Die Polizeigewalt wurde in Echtzeit übertragen. Diese mörderischen Bilder waren der Auslöser für den Kreislauf von zunehmenden Protesten und hartem Durchgreifen, der dazu führte, dass Sheikh Hasina am 5. August mit einem Flugzeug nach Indien flüchtete.

Die Demonstrierenden brachten das Land durch Blockaden und Schließungen zum Stillstand. Die Reaktion der Awami-Liga-Regierung war hart und autoritär: Massenverhaftungen, Inhaftierungen, Ausgangssperren, Soldaten auf den Straßen und Abschaltung des Internets.

Die Reaktion der Regierung löste die Proteste nicht auf, sondern spornte sie an, zu wachsen und das Ende der Regierung zu fordern. Die Proteste und die Gewalt gegen sie erreichten am 4. August ihren Höhepunkt. Im ganzen Land kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden, bei denen über 100 Menschen getötet wurden.

Das Ausmaß des Blutvergießens war für das Regime zu groß, um weiterzumachen. Am folgenden Tag trat Sheikh Hasina zurück und flüchtete mit einem Flugzeug nach Indien.

Am Donnerstag, dem 8. August, wurde eine geschäftsführende Regierung unter der Leitung von Muhammad Yunus, einem Pionier des Mikrokredits, der von Neoliberalen in aller Welt geliebt wird und 2006 den Friedensnobelpreis erhielt, gebildet. Die herrschende Klasse Bangladeschs und ihre internationalen Verbündeten hoffen, dass ein Regierungswechsel und Neuwahlen die große Volksbewegung demobilisieren werden, die sich entwickelt hat, um Sheikh Hasina aus dem Amt zu drängen. Doch das bangladeschische Volk und seine Volksorganisationen haben ihre kollektive Macht gespürt und erheben weiterhin ihre Stimme für Würde und Gerechtigkeit.

Das Neueste aus der Bewegung

HKP hält erste Arbeitendenkonferenz ab

Die PI-Mitgliedspartei Haqooq-e-Khalq (HKP) veranstaltete Ende Juli ihre erste Arbeiterkonferenz in Kot Lakhpat, Lahore, Pakistan. Die Konferenz, die einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Partei darstellt, brachte Arbeitende, Gewerkschaften und Aktivist*en zusammen. Es wurde versprochen, einen Volkskampf gegen die arbeiterfeindliche Politik der pakistanischen Regierung zu führen.

Rechtsexperten sagen: Kein Hafen für Völkermord

60 internationale Rechtsexpert*innen haben die Mittelmeeranrainerstaaten gewarnt, dass die Lieferung von militärischem Kerosin an Israel über die Schiffe “Overseas Santorini” und “Sun Coast” gegen das Völkerrecht verstößt. Die Expert*innen schrieben in einer offenen Erklärung, dass die Staaten den Transit in Übereinstimmung mit den Urteilen des Internationalen Gerichtshofs und der UN-Gremien verbieten sollten.

US-Mieter*innenbund gegründet

In der vergangenen Woche haben sich mehr als 370 führende Vertreter*innen von Mieter*innenbünden sowie lokale und nationale Partner zusammengeschlossen, um die “US Tenant Union Federation” zu gründen. Die Föderation bringt fünf lokale Gewerkschaften zusammen, die klein anfangen, um eine einheitliche Machttheorie zu verfolgen. Die Gründungsbünde sind PI-Mitglied KC Tenants, Louisville Tenants Union, Connecticut Tenants Union, Not Me We und Bozeman Tenants United. Die Tenant Union Federation plant, ihre Mitgliederzahl im Jahr 2025 zu erhöhen.

Kunst: Zainul Abedin (1914-1976) war ein einflussreicher bangladeschischer Künstler, Aktivist und muslimischer Lehrer. Seine bekanntesten Werke dokumentieren die Hungersnot von 1943 in Bengalen, aber er malte auch das indigene Volk der Santhal und palästinensische Flüchtlinge in Syrien und Jordanien. Als Aktivist spielte Abedin eine Rolle in der bengalischen Sprachbewegung und im Befreiungskrieg von Bangladesch. Er führte die Kunst in das öffentliche Schulsystem ein und war Mitbegründer der Fakultät für Bildende Künste der Universität Dhaka. Am 5. August wurde das Haus der ehemaligen Premierministerin Sheikh Hasina geplündert. Eine Person erbeutete einen beeindruckenden Fisch, von dem Bilder in Umlauf gebracht wurden.

Available in
EnglishGermanFrenchPortuguese (Brazil)PolishSpanish
Date
12.08.2024
BriefingDemokratie
Privacy PolicyManage CookiesContribution Settings
Site and identity: Common Knowledge & Robbie Blundell