Briefing

PI-Rundbrief | Nr. 45 | Make Amazon Pay

Arbeiter*innen und Bürger*innen in mehr als 30 Staaten sind in den Streik gegen Amazon getreten.
Im 45. Rundbrief der Progressiven Internationale 2024 befassen wir uns mit dem historischen transnationalen Streik, mit dem der Black Friday zum Make Amazon Pay Day wurde. Wenn du unseren Rundbrief per E-Mail erhalten möchtest, kannst du dich über das Formular unten auf dieser Seite anmelden.

Amazon verändert den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von über zwei Billionen US-Dollar. Gründer Jeff Bezos ist mit über 220 Milliarden US-Dollar der drittreichste Mann der Welt. Amazons Macht, seine Angestellten auszubeuten, unsere Gesetze zu ändern, den gesamten öffentlichen Raum zu beeinflussen, unseren Planeten zu zerstören und Kriege zu unterstützen, ist immens. Amazon ist überall und kann überall tätig werden.

Aber Amazons Macht ist nicht unendlich. So wie es von Land zu Land zieht, um Steuern zu umgehen, und von Lager zu Lager, um Streiks zu schwächen, organisieren auch wir uns überall. In jeder Phase entlang seiner globalen Lieferkette sieht sich Amazon nun mit Widerstand konfrontiert. Dieser Widerstand vereint Menschen in über 30 Ländern auf allen bewohnten Kontinenten, die streiken und protestieren, um Amazon zur Kasse zu bitten. Gemeinsam machen wir den Black Friday zum “Make Amazon Pay Day”.

Es gibt viel zu bekämpfen: Eine Studie des US-Senats ergab, dass fast 45 Prozent der Lagerarbeiter*innen von Amazon während der Weihnachtszeit bei der Arbeit verletzt werden. In Bangladesch weigert sich Amazon nach wie vor, die Sicherheitsabkommen zu unterzeichnen, die nach dem Einsturz des Rana Plaza im Jahr 2013 ausgehandelt wurden, bei dem über tausend Textilarbeiter*innen ums Leben kamen. Ebenso wird die Forderung der dortigen Arbeiter*innen nach einem monatlichen Mindestlohn von 207 US-Dollar nicht erfüllt.

Das Unternehmen behauptet, sich um das Klima zu sorgen, und hat 2019 eine viel gelobte Netto-Null-Verpflichtung abgegeben. Seitdem sind die Emissionen allerdings um über ein Drittel gestiegen. Amazon hat höhere Emissionen als mehr als 160 Länder.

Diese Kosten für unseren Planeten werden nicht durch Amazons Steuern gedeckt. Die Anwältinnen und Buchhalter des Unternehmens sind so geschickt darin, Gewinne in verschiedenen Gerichtsbarkeiten zu verbuchen und Steuern zu umgehen, dass Amazons effektiver Steuersatz winzig ist. So hat das Unternehmen im Jahr 2020 in Europa keinerlei Körperschaftssteuer auf seinen Umsatz von über 44 Milliarden Euro gezahlt.

Besonders schlimm ist darüber hinaus die Straflosigkeit von Amazon bei seinen Verbrechen gegen die Palästinenser*innen: Amazon Web Services leistet entscheidende Unterstützung für den Völkermord Israels in Gaza und die Besetzung des Westjordanlandes. Amazon hofft, mit Schnäppchen am Black Friday Milliarden zu verdienen – und leitet unser Geld in einen 1,2 Milliarden Dollar schweren Vertrag weiter, mit dem die Bereitstellung von Cloud-Computing für die israelischen Streitkräfte im Rahmen des sogenannten “Project Nimbus” ermöglicht wird.

Am diesjährigen Black Friday haben sich über 80 Organisationen, darunter der Gewerkschaftsbund UNI Global Union sowie die Progressive Internationale, unter dem Banner “Make Amazon Pay” zusammengeschlossen – zum fünften Mal in Folge. An jedem der vergangenen fünf Black Fridays – dem wichtigen Shopping-Tag Ende November – haben weltweit koordinierte Streiks und Proteste Amazon getroffen. Die Zahl und Stärke dieser Aktionen hat dieses Jahr erneut zugenommen.

Es gab hunderte Aktionen in über 30 Ländern. Was unter anderem los war:

  • In Deutschland gab es einen großen Streik, bei dem tausende Arbeiter*innen an wichtigen Amazon-Lagerstandorten in Bad Hersfeld, Graben, Dortmund Werne, Leipzig, Koblenz und Rheinberg die Arbeit niederlegten;
  • In Frankreich führte Attac diverse direkte Aktionen in Städten im ganzen Land an;
  • In Indien demonstrierten hunderte Amazon-Arbeiter*innen in Neu-Delhi gegen unsichere Arbeitsbedingungen, insbesondere im Zuge der extremen Hitzewelle im vergangenen Sommer. Außerdem gab es Aktionen von Lager- und Gig-Arbeiter*innen in zwölf Städten im Rest des Landes;
  • In Bangladesch gingen Textilarbeiter*innen auf die Straße und forderten eine faire Behandlung bei Zuliefererbetrieben von Amazon;
  • Im US-amerikanischen Atlanta schlossen sich Amazon-Fahrer*innen des DGT8-Werks des Unternehmens der International Brotherhood of Teamsters (IBT) an und forderten mit einem „March on the Boss“ die Anerkennung ihrer Gewerkschaft;
  • In Italien streikten Amazon-Mitarbeiter*innen im Rahmen des Generalstreiks im Land;
  • Im spanischen Onda streikten 500 Angestellte für bessere Bezahlung;
  • Im japanischen Tokio protestierten Aktivist*innen vor dem Hauptsitz von Amazon gegen die Ausbeutung seiner Fahrer*innen;
  • In vier Städten in Südafrika protestieren Aktivist*innen und Indigene gegen die Mitschuld von Amazon am Krieg Israels gegen Gaza sowie die Schändung von indigenem Land in Südafrika;
  • In der britischen Hauptstadt London protestierten Arbeiter*innen und Aktivist*innen vor der Amazon-Zentrale, um gegen die Ausbeutung der Arbeiter*innen, die Steuerhinterziehung, die Umweltzerstörung und die Unterstützung der israelischen Kriegsmaschinerie durch Amazon Stellung zu beziehen;
  • Im türkischen Istanbul protestierten Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen vor der lokalen Amazon-Niederlassung;
  • In Luxemburg protestierte eine Koalition aus Gewerkschaften, Steuergerechtigkeits- und Umweltorganisationen, um auf die Steuervermeidung von Amazon aufmerksam zu machen;
  • Im kolumbianischen Bogota protestierten Gewerkschafter*innen vor einem Amazon-Callcenter;
  • Lokale Buchhändler kritisierten überall auf der Welt die wettbewerbsfeindlichen Praktiken von Amazon;
  • Tausende schlossen und schließen sich der Progressiven Internationale, No Tech for Apartheid und der BDS-Bewegung an, um zu sagen: “Kein Cent für Völkermord” (der diesjährige Black Friday fiel auf den Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk). Du kannst den Aufruf hier lesen, unterzeichnen und teilen.

Jede einzelne Aktion spornt die nächste an und stärkt die Kraft und Macht – und vor allem das Selbstvertrauen – der Arbeiterinnen und Arbeiter auf der ganzen Welt. Wir handeln nach einer einfachen Strategie: Wenn wir kämpfen, gewinnen wir.

Das Neueste aus der Bewegung

Türkei exportiert Öl nach Israel

Neue Recherchen deuten darauf hin, dass die Rohöllieferungen von der Türkei nach Israel trotz des von Ankara im Mai verhängten Handelsembargos wegen der israelischen Aktionen in Gaza fortgesetzt wurden. Laut der Kampagne Stop Fuelling Genocide, die von der Progressiven Internationale unterstützt wird, zeigen Schiffsdaten und Satellitenbilder, dass ein Tanker vermutlich Rohöl direkt vom türkischen Hafen Ceyhan zu einer Pipeline in der Nähe von Aschkelon in Israel transportiert hat.

Die Story gibt es bei Middle East Eye sowie ausführlicher beim türkischen Portal Duvar.

Größte Klima-Klage der Geschichte

Studierende von diversen Pazifikinseln haben vor dem Internationalen Gerichtshof die größte Klimaklage der Welt angestrengt. Sie fordern das Gericht auf, mächtige Staaten nach internationalem Recht für die Verwüstungen zur Verantwortung zu ziehen, die ihre Handlungen unserer Welt zugefügt haben. Sie selbst sehen sich einer entfaltenden Krise gegenüber – steigende Meeresspiegel, die ihre Häuser überfluten, extreme Stürme, die Leben kosten, und eine Zukunft, die mit jedem Jahr düsterer wird.

Gegen die Festung Europa

“Europa ist ein Garten. Der größte Teil der restlichen Welt ist ein Dschungel. Und der Dschungel könnte in den Garten eindringen”, warnte der EU-Chefdiplomat Josep Borrell 2022.

Seit Jahrzehnten überwacht die Europäische Union die Grenze zwischen dem “Garten” und dem “Dschungel” mit tödlicher Gewalt. Diejenigen, die vor Kriegen, Hungersnöten und Klimakatastrophen fliehen, werden mit brutalsten Mitteln außen vor gehalten.

Diese furchtbare Strategie hat einen Namen: Festung Europa. In der neuesten Folge von The International, einer Videoserie, die von Jacobin und der Progressiven Internationalen produziert wird, erläutert die frühere irische Europaabgeordnete Clare Daly die Folgen für ihr Heimatland und die ganze Welt. Das Video gibt es hier.

Semilla siegt gegen Repression

Die guatemaltekische Partei und PI-Mitglied Movimento Semilla hat das Gesetz gegen organisierte Kriminalität verabschiedet und damit die Versuche des Richters Fredy Orellana vereitelt, die Partei nach ihrem historischen Erfolg bei den Wahlen 2023 in einem juristischen Kleinkrieg zu zerschlagen.

Progressive Kräfte gewinnen in Uruguay

Der Kandidat der uruguayischen Frente Amplio, Yamandu Orsi, hat am vorvergangenen Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen und sich dabei gegen den rechten Kandidaten Álvado Delgado durchgesetzt. Orsi sicherte sich in der zweiten Runde 52 Prozent der Stimmen, nachdem er bereits in der ersten Runde in Führung lag. Die PI entsandte eine Delegation zur Wahlbeobachtung.

Kunst der Woche: Make Amazon Pay von PI Art Director Gabriel Silveira.

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Date
29.11.2024
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