Colonialism

CO2-Märkte und der neue Kampf um afrikanisches Land

Der globale Markt für CO2-Kompensation, der bis zum Jahr 2050 um das Hundertfache anwachsen soll, verschärft unter dem Deckmantel des Klimaschutzes die neokoloniale Ausbeutung.
Thelma Arko argumentiert, dass der wachsende Markt für CO2-Kompensation, der oft als Lösung für den Klimanotstand gehandelt wird, einen neuen Kampf um afrikanisches Land anheizt und die Ausbeutung der Kolonialzeit weiterführt. Wir müssen uns, so betont Arko, von marktbasierten Lösungen abwenden und uns auf Strategien konzentrieren, die soziale Gerechtigkeit, ökologische Integrität und die Rechte der Gemeinschaften vor Ort in den Mittelpunkt stellen.

Einleitung

Im Jahr 2023 erreichte der globale Markt für CO2-Kompensation einen Umsatz von zwei Milliarden US-Dollar. Bis zum Jahr 2050 wird ein hundertfaches Wachstum vorausgesagt. Diese prognostizierte Wachtumsexplosion, die als Lösung für die Klimakrise angepriesen wird, verschleiert eine beunruhigende Realität: Der CO2-Handel befeuert ein erneutes Gerangel um afrikanisches Land und setzt die Ausbeutung der Kolonialära fort. 

Märkte für CO2-Kompensation ermöglichen den Kauf und Verkauf von CO2-Emissionsgutschriften. Eine CO2-Gutschrift erlaubt es den Käufern, eine Tonne CO2 oder eine gleichwertige Menge an Treibhausgasen zu emittieren. CO2-Märkte und Ausgleichsverfahren haben sich als marktbasierte Mechanismen zur Incentivierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft weitgehend durchgesetzt. Diese Märkte setzen ökonomische Anreize dafür, Emissionen zu reduzieren oder in Klimaprojekte zu investieren. Unternehmen mit kosteneffektiver Emissionsreduktion können ihre nicht verwendeten CO2-Gutschriften an solche verkaufen, bei denen höhere Reduktionskosten anfallen. 

Hinter der Fassade von Nachhaltigkeit und Entwicklung decken diese Mechanismen jedoch, insbesondere in Afrika, ein komplexes Geflecht aus Unrecht, Machtgefällen und Landrechtskonflikten auf. Im Namen von Lösungen, die angeblich unseren Planeten schützen sollen, wird der Landraub der Kolonialära fortgesetzt, lokale Gemeinschaften enteignet und neoliberale Programme verankert, die ausländische Interessen über die Bedürfnisse des Globalen Südens stellen.

Die momentane Struktur der CO2-Märkte und Klimaprojekte bringt die Einhegung riesiger Landgebiete mit sich, darunter Urwälder und ganze Ökosysteme, und setzt somit das Erbe des Landraubs fort. Die Enteignung angestammter Gebiete und Lebensgrundlagen stellt nicht nur die CO2-Speicherung und Schutzgebiete über die Subsistenzwirtschaft, Weidewirtschaft und die kulturellen Praktiken der lokalen  – insbesondere indigener – Gemeinschaften, sondern zerstört auch ihre Lebensweise. Die neoliberale Weltsicht, in der solche Klimaprojekte beworben werden, erlaubt es Unternehmen aus dem Globalen Norden, ihre Umwelt-Verpflichtungen outzusourcen und durch den Erwerb von CO2-Gutschrifen ihre mangelnde Nachhaltigkeit als „grün“ zu verkaufen.

Es wird immer deutlicher, dass die Umsetzung marktbasierter Klimalösungen zwar auf drängende Klimaanliegen eingeht, vor allem aber auch soziale Ungerechtigkeit und Menschenrechtsverletzungen befeuert, für die dringend Abhilfe geschaffen werden muss.

CO2-Märkte und ihre Rolle in der Mitigation des Klimawandels

Angesichts der drängenden Herausforderung, die globale Erwärmung unter der vom Weltklimarat IPCC gesetzten Grenze von zwei Grad Celsius zu halten, sind CO2-Märkte zur Schlüsselstrategie im globalen Kampf gegen den Klimawandel geworden. Das im Jahr 2005 mit dem Kyoto-Protokoll eingeführte Konzept markierte die Geburtsstunde von CO2 als Handelsware und läutete eine neue Ära der Finanzialisierung von Emissionen ein. 

Der CO2-Handel bietet Industrien, denen die Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks schwer fällt (z. B. den schwer abbaubaren Sektoren), eine Möglichkeit, zur Emissionsreduzierung beizutragen und grün zu investieren. Über diesen Mechanismus können auch Branchen, deren Emissionen nicht einfach und schnell reduzierbar sind, am Projekt der Klimawandel-Mitigation teilhaben. Dank dieser Flexibilität wird der Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft inklusiver gestaltet und alle können sich daran beteiligen.

Naturbasierte Lösungen, insbesondere REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation, also Reduzierung der Emissionen aus Entwaldung und Walddegradierung), spielen im Bereich der CO2-Kompensation eine wichtige Rolle. Angesichts des exponentiellen Marktwachstums finden Investor*innen Sektoren wie die Plantagenforstwirtschaft zunehmend attraktiver, insbesondere in Afrika und anderen Entwicklungsregionen, die reich an Waldressourcen sind. 

Der CO2-Markt bietet eindeutige Vorteile, darunter die Förderung von Investitionen in grüne Technologien und Umweltschutzprojekte, welche wirtschaftliche Anreize für die Emissionsreduzierung schaffen und potenziell den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft beschleunigen. Allerdings führen die Priorisierung von Marktmechanismen und deren neoliberales Fundament dazu, dass kollektives Handeln und demokratische Entscheidungsprozesse untergraben werden. Globale Ungleichheiten werden weitergeführt und der Emissionshandel dient zunehmend als Vorwand für ökonomische Expansion, was jegliche Fortschritte im Bereich des Umweltschutzes überschattet. 

Dieser Ansatz verringert den Wert von Ökosystemen auf ihre CO2-Speicherkapazität, was die Privatisierung von Gemeingütern fördert. Er gibt Unternehmen mehr Kontrolle über Waldressourcen und ignoriert den intrinsischen Wert der Ökosysteme und ihre weitreichenden ökologischen Funktionen. Durch die Einführung eines solchen markbasierten Mechanismus können sich reiche Nationen und Unternehmen de facto von ihrer Verantwortung zur Emissionsreduzierung freikaufen. Sie investieren einfach nur in CO2-Kompensationsprojekte, während die Entwicklungsländer die Hauptlast der Auswirkungen des Klimawandels tragen und sich an Umweltveränderungen anpassen müssen. Dies ist eine Fortsetzung einer historischen Dynamik: Ressourcen des Globalen Süden werden ausgebeutet, um die Konsummuster und Entwicklungsvorhaben des Globalen Nordens zu aufrechtzuerhalten. 

CO2-Märkte ermöglichen auch sogenanntes Greenwashing, d. h. sie erlauben es Umweltverschmutzern, falsche Behauptungen über eine angeblich erfolgte Emissionsreduktion aufzustellen.  Über CO2-Kompensationsprojekte verlagern wohlhabende Länder und Unternehmen im Globalen Norden ihre Verpflichtungen zur Emissionsreduktion de facto auf den Globalen Süden. Die Wirksamkeit dieser Projekte hinsichtlich der Emissionsreduktion ist oft fraglich, und die versprochenen Vorteile für die lokalen Gemeinschaften stellen sich nur selten ein.

CO2-Kompensationsprojekte führen neokoloniale Machtverhältnisse fort, indem sie Abhängigkeiten verstärken. Oft machen sich Entwicklungsländer in ihrem Streben nach Investitionen und Gewinnen von CO2-Kompensationsprojekten abhängig, die von Institutionen aus dem Globalen Norden finanziert werden. Diese Abhängigkeit kann wiederum ihre Verhandlungsposition in Bezug auf internationale Projekte schwächen. Das Ergebnis sind dann Vertragsbedingungen, die ausländische Investoren gegenüber den lokalen Gemeinschaften bevorteilen. 

Die Konzentration auf marktbasierte Lösungen lenkt davon ab, dass tiefergreifende Strukturveränderungen im Energiesektor, Transportbereich und in der Industrie nötig sind. Stattdessen herrscht bei den Klimaprojekten Landraub, die Vertreibung indigener Gemeinschaften und die Zerstörung biologisch vielfältiger Ökosysteme, um für die Kohlenstoffspeicherung optimierte Monokulturen anzubauen, vor. 

Die komplexe Situation der Landrechte in Afrika 

Landrechte in Afrika stehen immer im Kontext eines komplexen historischen Narrativs, das von kolonialer Ausbeutung, Enteignung und anhaltenden Kämpfen um Gerechtigkeit und Anerkennung geprägt ist. Das Erbe des kolonialen Landraubs, bei dem indigene Gemeinschaften gewaltsam von ihrem angestammten Land vertrieben wurden, wirft auch heute noch einen langen Schatten auf die Landbesitzsysteme.

Der  in vielen afrikanischen Gesellschaften vorherrschende gewohnheitsrechtliche Landbesitz beruht auf ungeschriebenen Regeln und kulturellen Praktiken, die kollektive Gemeinschaftsrechte anerkennen. Dieses System ist eng verwoben mit ihrer kulturellen Identität und traditionellen Lebensweisen. Gewohnheitsrechtlicher Landbesitz gerät jedoch häufig in Konflikt mit gesetzlichen oder formellen Landbesitzregelungen, die während der Kolonialzeit eingeführt und nach der Unabhängigkeit beibehalten wurden.Das Wechselspiel zwischen gewohnheitsrechtlichen und gesetzlichen Landbesitzregelungen führt bei lokalen Gemeinschaften oft zu Spannungen und Unsicherheiten. Gewohnheitsrechtliche Systeme vermitteln ein Gefühl des Gemeinschaftseigentums und der Verbundenheit mit dem Land, sind aber oft nicht formell anerkannt und werden im Rahmen nationaler Gesetze und Maßnahmen ungenügend geschützt.  Gesetzlich verankerte Systeme hingegen beruhen in der Regel auf individuellem Landbesitz und Privatisierung, wodurch traditionelle Landnutzungspraktiken oft marginalisiert und Gemeinschaften von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen werden. 

Viele afrikanische Länder haben die ungerechten Landverteilungsmuster aus der Enteignung ihrer kolonialen Vergangenheit übernommen, wodurch soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten fortbestehen. Resultat sind die nach wie vor aktiven Landreformbewegungen und Forderungen nach der Anerkennung von Land-Gewohnheitsrechten sowie nach einer Landumverteilung, um die historischen Ungerechtigkeiten zu beseitigen.

Frauen spielen in der afrikanischen Landwirtschaft eine zentrale Rolle, werden im Bereich Grundbesitz jedoch stark diskriminiert. Gewohnheitsrechte schränken die Grundbesitz- und Erbschaftsrechte von Frauen oftmals ein. Laut der UNO gehört Frauen weniger als 20 Prozent des weltweiten Grundbesitzes, wobei die Ungleichheit in Afrika besonders ausgeprägt ist. Versuche, dies zu ändern, wie etwa durch die kenianische Verfassung von 2010, die Frauen gleiches Recht auf Land einräumt, stießen bei der Umsetzung auf Schwierigkeiten. 

Noch komplizierter ist die Lage der Landrechte in Afrika in Bezug auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, insbesondere in Regionen, die reich an Mineralien, Erdöl oder wertvollen Ökosystemen sind. Die Ausbeutung dieser Ressourcen führt häufig zur Vertreibung lokaler Gemeinschaften, zur Verschlechterung der Umweltsituation und zu Konflikten um Landbesitz. Der Einzug ausländischer Investoren und die Einrichtung von Schutzgebieten oder Klimaschutzmaßnahmen verschärft diese Spannungen noch, indem die lokale Bevölkerung marginalisiert und von Entscheidungen über ihr eigenes Land ausgeschlossen wird.

CO2-Märkte und neue Streitigkeiten um Landrechte 

Die Einführung von CO2-Märkten hat in Afrika eine neue Welle von Landrechtsstreitigkeiten ausgelöst, die die ohnehin schon komplizierte Problematik bei der Handhabung des Landbesitzes und der Landnutzung noch verschärfen. Die wachsende Nachfrage nach CO2-Zertifikaten hat zu gewaltsamem Landraub geführt, wobei häufig die Rechte lokaler und indigener Gemeinschaften verletzt werden. Es wurden mehrere Fälle von Rechtsverstößen gegen Gemeinschaften bekannt. Dabei wurden Projekte ohne angemessene Anhörung oder die Einwilligung derjenigen durchgeführt, die hauptsächlich von den Auswirkungen betroffen sind. 

Projekte im Bereich Naturschutz oder erneuerbare Energien werden umgesetzt, ohne dass die lokalen Gemeinschaften ihnen aus freiem Willen, im Vorhinein, und unter Kenntnis der Sachlage zugestimmt hätten, wie es in der Deklaration der UNO zu den Rechten indigener Völker festgelegt ist. Dies führt regelmäßig zur Zerstörung artenreicher Ökosysteme, Unterbrechung von Wasserkreisläufen und Vernichtung des Lebensraums gefährdeter Arten. In der Demokratischen Republik Kongo wurden Familien von Land vertrieben, das sie seit Generationen besaßen und bewirtschafteten, um Platz für ein Klimaschutzprojekt des Ölriesen Total Energies zu schaffen.

Dieser sogenannte „neue Wettlauf um Afrika“ ist ein Spiegelbild des Landraubs während der Kolonialzeit und setzt den Kreislauf von Enteignung und Marginalisierung fort. Besorgniserregend ist auch die Zunahme von Klimaschutzvereinbarungen zwischen afrikanischen Staaten und Investoren aus dem Nahen Osten, den sogenannten „Dubai-Afrika CO2-Deals“: Sie werfen drängende Fragen zur gerechten Verteilung der Profite und möglichem Greenwashing auf.

Für Projekte zur Wiederaufforstung, Aufforstung und Erhaltung von Wäldern werden große Flächen benötigt, was den Wettbewerb verschärft, wobei die lokalen Gemeinschaften mit Investoren konkurrieren. Die Rechte indigener Völker, die trotz ihres kleinen Anteils an der Weltbevölkerung einen bedeutenden Teil der weltweiten biologischen Vielfalt schützen, werden häufig missachtet, was zu Landstreitigkeiten, Verhaftungen und der Beschlagnahmung von Eigentum führt.

Vereinbarungen über den CO2-Markt, die über Jahrzehnte hinweg abgeschlossen werden, haben tiefgreifende und weitreichende Auswirkungen. Viele dieser Transaktionen wurden in afrikanischen Regionen ohne das Wissen der Regierungen durchgeführt. Es sind Fälle von „CO2-Cowboys“ bekannt geworden, die mit Gewalt und Täuschung versuchen, die indigene Bevölkerung aus ihren Territorien zu vertreibenDer enorme Bedarf an Land und Arbeitskräften für Baumpflanzungsinitiativen führt häufig zu Nahrungsmittelknappheit und ungleicher Verteilung der Profite.

Die Resultate von REDD+-Projekten zur Verringerung der Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung sind durchwachsen. Sie bringen zwar Geldmittel für die Erhaltung der Wälder und der Infrastruktur, haben aber auch die Lebensgrundlagen der indigenen Gemeinschaften eingeschränkt und in manchen Fällen sogar zu Zwangsräumungen und Schikanierung geführt. Das Vorgehen des von den nordischen Ländern finanzierten Projektträgers Green Resources verdeutlicht die besorgniserregenden Tendenzen von CO2-Handelsinitiativen. In Uganda haben die Aktivitäten von Green Resources sich auf 8000 Menschen direkt ausgewirkt; darunter gab es Fälle von Zwangsräumungen und Zugangsbeschränkungen zu lebensnotwendigen Ressourcen. Das Unternehmen, das eine langfristige Lizenz zum Verkauf von CO2-Gutschriften besitzt, hat die Ernährungsunsicherheit verschärft, den Zugang zum Land abgeschnitten und durch den Einsatz von Agrochemikalien zur Umweltzerstörung beigetragen.

Die „klimaneutralen“ Unternehmensziele haben die Nachfrage nach forstbasierten CO2-Zertifikaten angeheizt, wobei sich Unternehmen des Globalen Nordens wie KLM und Philips an Projekten beteiligen, deren Wirkung fragwürdig ist. Dem Kikonda-Wiederaufforstungsprojekt in Uganda, an dem KLM beteiligt war, wurde laut eines Berichts von Gold Standard aus dem Jahre 2016 die Verletzung von Landnutzungsrechten vorgeworfen. Der durch Artikel 6 des Pariser Abkommens eingeführte Ansatz, den einzelnen Vertragsstaaten Handlungsspielraum zu geben, hat die Rechtslage noch verkompliziert.

Dieser Ansatz hat Dispute zwischen indigenen Gruppen und Regierungen über CO2-Besitzrechte ausgelöst, wie in Indonesien, Kenia und der Demokratischen Republik Kongo zu beobachten ist. Typisch dafür ist etwa die Vertreibung des Ogiek-Volkes aus dem Mau-Wald durch die kenianische Regierung, angeblich im Namen des Klima- und des Waldschutzes. Indigene Gemeinschaften haben rechtliche Schritte eingeleitet, um die Behauptung ihrer Regierung, CO2-Rechte gehörten dem Staat, anzufechten.

Gratwanderung: Auf dem Weg zu gerechten Lösungen

Die CO2-Märkte haben sich als zentraler Mechanismus der weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels etabliert, da sie Anreize zur Emissionsreduzierung setzen und wirtschaftliche Chancen bieten. Diese neoliberale Umweltagenda zerrt jedoch historische und aktuelle Ungleichheiten ans Tageslicht und verschärft sie sogar noch weiter. Es wird damit eine Form des Neokolonialismus betrieben, der die Last der Klimawandel-Mitigation auf weniger entwickelte Regionen abwälzt. 

Der CO2-Handel ermöglicht verschiedene Formen des Kolonialismus – grünen Kolonialismus, CO2-Kolonialismus und Neo-Kolonialismus –, die alle zu ökologischen Ungerechtigkeiten und Machtungleichgewichten zwischen dem globalen Norden und Süden beitragen. Der grüne Kolonialismus instrumentalisiert Umweltnarrative, um Machtungleichgewichte, Enteignungen und umweltpolitische Ungerechtigkeiten aufrechtzuerhalten. CO2-Kolonialismus ermöglicht es reichen Nationen und Unternehmen, ihre Verantwortung für den Emissionsabbau auszulagern, indem sie CO2-Zertifikate aus Entwicklungsländern kaufen. All dies stärkt den Neokolonialismus, denn durch diese Marktmechanismen hält der globale Norden an seiner wirtschaftlichen und ökologischen Vorherrschaft fest. 

Für eine gerechtere und nachhaltigere Zukunft müssen die strukturellen Ungleichheiten und die neoliberalen Fundamente, die das globale CO2-Gefälle aufrechterhalten, angegangen werden, indem kollektives Handeln und demokratische Entscheidungsfindung priorisiert werden. Ordnungspolitische Rahmenbedingungen sollten verstärkt die Landrechte der Gemeinden vor Ort schützen und gewohnheitsrechtliche Landbesitzsysteme einbeziehen. Lokale Gemeinschaften und indigenes Wissen müssen bei Entscheidungsprozessen zur Landnutzung in den Mittelpunkt gerückt werden. Es muss dafür gesorgt werden, dass die lokale Bevölkerung nach Aufklärung über den Sachverhalt frei über alle Initiativen entscheiden kann, die sich auf ihr Land und ihre Ressourcen auswirken. Es braucht eine nachhaltige Entwicklung, die auf die lokalen Bedürfnisse und Prioritäten abgestimmt ist. Auch müssen die betroffenen Gemeinschaften Zugang zu rechtlichem Beistand erhalten und der Aufbau ihrer eigenen Rechtskompetenzen muss gefördert werden. 

Wir stehen vor einer großen Herausforderung, aber es bietet sich auch die Chance, unsere Beziehung zum Land, zueinander und zu unserem gemeinsamen Planeten neu zu definieren. Dieser Weg fordert von uns, unseren Ansatz zur Eindämmung des Klimawandels grundlegend zu überdenken. Wir müssen uns über marktbasierte Lösungen hinausgehen, die bestehende Ungerechtigkeiten weiterzuführen drohen, und uns stattdessen Strategien zuwenden, die auf soziale Gerechtigkeit, ökologische Integrität und die Rechte lokaler Gemeinschaften ausgerichtet sind. Forscher*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Weltbürger*innen tragen gemeinsam die Verantwortung dafür, dass unsere Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels nicht auf Kosten der Schwächsten gehen. 

Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht von ROAPE.

Thelma Arko ist Postdoc-Forscherin an der Universität Utrecht und setzt sich für die Demokratisierung des Diskurses um „just transitions“ (gerechte Übergänge) in Afrika ein. 

Bild: Government Square, Goree Island, Senegal, (Government Square, Goree Island, Senegal, c.1840 (litho)) Edouard Auguste Nousveaux

Available in
EnglishSpanishPortuguese (Brazil)GermanFrenchItalian (Standard)Arabic
Author
Thelma Arko
Translators
Constanze Huther, Nathalie Guizilin and ProZ Pro Bono
Date
02.01.2025
Source
The ElephantOriginal article🔗
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