Am 2. Mai 2025, kurz nach Mitternacht, bombardierten israelische Streitkräfte mit Kampfdrohnen ein humanitäres Hilfsschiff, das Lebensmittel und Medikamente in den belagerten Gazastreifen transportierte. Das zivile Schiff der Freedom Flotilla Coalition (FFC) hatte dreißig internationale Solidaritätsaktivist*innen aus einundzwanzig Ländern an Bord. Vor der Fahrt nach Gaza sollte das Schiff vor Malta Anker werfen und etwa vierzig weitere Menschen an Bord nehmen, darunter die Klimawandel- und Menschenrechtsaktivistin Greta Thunberg und US-Army-Oberst a.D. Mary Ann Wright.
Das Schiff wurde in internationalen Gewässern nahe Malta angegriffen, mehr als 1.600 Seemeilen von Gaza entfernt. Es fing sofort Feuer und begann zu kentern, nachdem dem Schiffsrumpf erheblicher Schaden zugefügt worden war.
„Das Schiff hat ein Loch und ist dabei, zu sinken“, teilte die Pressesprecherin der Koalition, Yasemin Acar, dem Sender CNN telefonisch aus Malta mit. „In internationalen Gewässern internationale Menschenrechtsaktivist*innen anzugreifen, ist ein Kriegsverbrechen“, erklärte Acar später.
Die Koalition erläuterte in einer Erklärung außerdem: „Der Drohnenbeschuss hat anscheinend absichtlich auf den Schiffsgenerator abgezielt. Die Besatzung wurde dadurch von der Stromversorgung abgeschnitten und das Schiff drohte zu sinken.“
Aufnahmen, die von der FFC-Koalition auf Sozialen Medien gepostet wurden, zeigen ein Feuer an Bord. Passagiere gehen durch Rauch, der um das Schiff wabert. In einem anderen Videoclip sind auch zwei laute Explosionen zu hören. Fotos von Bord zeigen auch große Löcher im Schiffsrumpf, der größtenteils verkohlt und mit Ruß bedeckt zu sein scheint. (Trevor Ball, ein ehemaliges leitendes Mitglied des Kampfmittelbeseitigungsteams der US-Armee, sagte gegenüber CNN, die Fotos seien konsistent mit dem Einsatz von zwei kleineren Sprengladungen.)
Obwohl die maltesische Regierung am Freitag erklärte, das Schiff und seine Besatzung seien in den frühen Morgenstunden gesichert worden, nachdem ein nahegelegener Schlepper bei den Löscharbeiten geholfen hatte, beharrten die Organisator*innen der Flottille darauf, das Schiff sei „immer noch in Gefahr gewesen“, so Reuters.
Der Drohnenangriff war ein vorsätzlicher Angriff auf Zivilisten*innen.
Von Malta aus äußerte sich Mary Ann Wright gegenüber CNN: „Jeder hätte auf diesem Schiff sein können... Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet. Das ist die verrückteste Sache der Welt. Das Schiff lag dort vor Anker und wartete auf uns. Wer schickt denn Drohnen, um ein vor Malta ankerndes Schiff zu beschießen? Das sollte eine Warnung an alle europäischen Länder sein.“
Der Angriff ist Teil von Israels brutaler Hungerkampagne gegen die Palästinenser*innen in Gaza. Seit zwei Monaten steht der Gazastreifen unter totaler Blockade und wird unerbittlich bombardiert. Über zwei Millionen Menschen sind dem Hungertod nahe. Am Freitag veröffentlichte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) einen Bericht, in dem es warnt, die humanitäre Hilfe in Gaza stehe „am Rande des totalen Zusammenbruchs“. Das Welternährungsprogramm (WFP) meldete diese Woche, dass „seine Vorratslager jetzt leer sind; die noch geöffneten Suppenküchen rationieren ihre letzten Vorräte streng; und die wenigen Lebensmittel, die es auf den Märkten von Gaza noch gibt, werden zu exorbitanten Preisen verkauft, die sich die meisten nicht leisten können.“
Die Freedom Flotilla Coalition ist ein internationales Netzwerk von Anti-Völkermord-Aktivist*innen, die mit gewaltfreien und symbolischen Aktionen daran arbeiten, Israels illegale Blockade des Gazastreifens zu beenden und humanitäre Hilfe in die belagerte Enklave zu bringen. „An Bord sind internationale Menschenrechtsaktivist*innen, deren gewaltfreie humanitäre Mission die illegale und tödliche Belagerung des Gazastreifens durch Israel anfechten und dringend benötigte, lebensrettende Hilfe leisten soll“, sagte die Gruppe in einer Erklärung.
In einem Gespräch mit Reuters von Malta aus sagte Thunberg, das Hilfsschiff sei „einer von vielen Versuchen, einen humanitären Korridor zu öffnen und unseren Teil dazu beizutragen, Israels illegale Belagerung des Gaza-Streifens zu durchbrechen“, wegen der „seit zwei Monaten keine einzige Flasche Wasser nach Gaza gelangt ist. Es ist der systematisch herbeigeführte Hungertod von zwei Millionen Menschen“. Thunberg blieb dabei: „Sicher ist, dass wir Menschenrechts-Aktivist*innen auch weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun werden, um unseren Beitrag zu leisten.“
Die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, äußerte sich in den sozialen Medien: Sie habe „einen beunruhigenden Anruf von den Menschen der Freiheitsflottille erhalten, die lebenswichtige Lebensmittel und Medikamente für die hungernde Bevölkerung in Gaza transportieren“.
Nach dem Angriff hat die Koalition eine Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen gefordert und erklärt: „Israelische Botschafter*innen müssen zitiert werden und sich für Verstöße gegen das Völkerrecht verantworten, einschließlich der anhaltenden Blockade und der Bombardierung unseres zivilen Schiffs in internationalen Gewässern.“
Alle Indizien deuten auf Israel hin. Unter Berufung auf die Flug-Tracking-Website ADS-B Exchange berichtete CNN am Freitag, dass eine C-130 Hercules-Maschine der israelischen Luftwaffe am frühen Donnerstagnachmittag dabei erfasst wurde, wie sie Israel verließ und Richtung Malta flog. „Die Daten zeigen, dass die Hercules nicht auf dem internationalen Flughafen von Malta landete. Das Frachtflugzeug flog aber für einen längeren Zeitraum relativ niedrig – mit weniger als 5.000 Fuß Flughöhe – über den Osten Maltas. Die Hercules-Maschine war schon mehrere Stunden unterwegs, als die Freedom Flotilla Coalition den Angriff auf ihr Schiff meldete. Das Flugzeug war etwa sieben Stunden später wieder in Israel, wie Flugverfolgungsdaten zeigen.“
Huwaida Arraf, eine Organisatorin des FFC, schrieb in einer E-Mail an die Washington Post, dass „Israel uns schon viele Male bedroht und angegriffen hat. Im Jahr 2010 wurden 10 unserer Freiwilligen getötet. Es ist auch die primäre Instanz, die daran interessiert ist, uns und jede andere Hilfe von Gaza fernzuhalten.“
Die weltweite Verurteilung kam umgehend und war unmissverständlich. „Ein Verbrechen in einem Verbrechen in einem Verbrechen“, beschrieb es Luigi Daniel, Experte für humanitäres Völkerrecht. Itamar Mann, außerordentlicher Professor an der Universität Haifa, meinte, der Angriff „signalisiere eine klare Verletzung des Rechts auf Leben sowie ein Kriegsverbrechen“. Shahd Hammouri, eine palästinensische Expertin für Völkerrecht, sagte: „Israel ist bereit, humanitäre Schiffe zu bombardieren, um seine Politik des Aushungerns des palästinensischen Volkes als Kriegsmethode aufrechtzuerhalten.“
Am Freitag rief Amnesty International Israel erneut dazu auf, seine erstickende humanitäre Blockade und die verheerende Belagerung des Gazastreifens aufzuheben, die sowohl „unmenschlich als auch grausam“ sei. Amnesty sprach von „einem weiteren Beweis für Israels genozidale Absichten in Gaza“ und warnte vor der „Politik der israelischen Regierung, den Palästinenser*innen in Gaza absichtlich Lebensbedingungen aufzuzwingen, die ihre physische Zerstörung gezielt herbeiführen, was einem Völkermord gleichkommt.“
Mittlerweile teilte ein Anwalt des US-Außenministeriums dem Internationalen Gerichtshof diese Woche mit, dass Israel „nicht verpflichtet“ sei, UN-Hilfe nach Gaza zu lassen, und dass die Vereinigten Staaten das israelische Verbot des Hilfswerks der Vereinten Nationen vollständig unterstützen.
Der Angriff vom Freitag fühlte sich für Palästinenser*innen in Gaza an wie ein tragisches Déjà-vu. Seit fast zwei Jahrzehnten werden sie belagert und erinnern sich mit Schrecken daran, dass Israels Attacken auf Hilfsschiffe so alt sind wie die Belagerung selbst.
Die Geschichte von israelische Angriffen auf Hilfsschiffe, die auf den Weg in den belagerten Gazastreifen sind, reicht weit zurück. Im Mai 2010, drei Jahre nach Beginn der Belagerung, griff Israel sechs zivile Schiffe der Gaza-Freiheitsflottille in internationalen Gewässern im Mittelmeer an, tötete zehn Passagiere und verwundete dreißig weitere. Die Schiffe transportierten humanitäre Hilfsgüter für Gaza und Zivilist*innen, die aus Solidarität den belagerten Palästinenser*innen beistanden.
Ein Bericht des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen stufte die Blockade als illegal ein und erklärte, dass Israels Angriff auf das Schiff „ein inakzeptables Maß an Brutalität aufwies“, mit Beweisen für „vorsätzliche Tötung“. Trotz der Empörung, die der Angriff weltweit auslöste, stellte der damalige Vizepräsident Joe Biden sich an die Spitze der Verteidigung des israelischen Angriffs auf den humanitären Hilfskonvoi. Er bezeichnete die tödliche Attacke als „legitim“, pries Israels Recht, Palästinenser*innen in Gaza zu belagern, und schob die Schuld auf die Opfer. „Warum wird daraus so eine Riesensache gemacht? Warum muss man unbedingt darauf bestehen, dass es direkt nach Gaza geht?“, sagte Biden damals.
Nach internationalem Recht ist erzwungenes Hungern ein Kriegsverbrechen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein Akt des Völkermordes. Doch die Komplizenschaft und die bedingungslose Unterstützung der USA haben im Laufe der Jahre dafür gesorgt, dass Israel ungestraft Zivilist*innen angreifen und töten kann.
Seraj Assi ist ein palästinensischer Schriftsteller. Er lebt in Washington, D.C. und hat zuletzt das Buch „My Life As An Alien“ beim Verlag Tartarus Press veröffentlicht.
Foto: Die Freedom Flotilla Coalition ist ein internationales Netzwerk von Anti-Völkermord-Aktivistinnen, die sich dafür engagieren, Israels illegale Blockade des Gazastreifens zu beenden. (Su Cassiano / Middle East Images / AFP via Getty Images via Jacobin)*