Briefing

PI-Rundbrief | Nr. 44 | „Make Amazon Pay“

Zum sechsten Mal in Folge organisieren sich Arbeiter*innen auf der ganzen Welt für den Protest „Make Amazon Pay“ (Amazon muss bezahlen).
Im vierundvierzigsten Rundbrief der Progressiven Internationale im Jahr 2025 befassen wir uns mit dem jüngsten globalen Aktionstag „Make Amazon Pay“ mit Streiks und Protesten in 38 Ländern auf sechs Kontinenten – die bisher größte globale Mobilisierung gegen Amazon.

Von den Lagerhäusern in Bad Hersfeld bis zu den Straßen von Dhaka, von den Rechenzentren in Bogotá bis zu den Gewerkschaftshallen von Perth – der Kampf gegen das mächtigste Unternehmen der Welt bricht heute auf sechs Kontinenten aus. Ein Video über die Aktionen findest du auf Twitter, Instagram, TikTok, Facebook oder Shorts.

Im sechsten Jahr in Folge erheben sich Arbeiter*innen und ihre Verbündeten für die Protestaktion „Make Amazon Pay“ – wegen Amazons Ausbeutung von Arbeitskräften, der Zerstörung des Planeten und seiner Verstrickung in die globale Repressionsmaschinerie. Zahlreiche Streiks und Demos sind in 38 Ländern auf sechs Kontinenten geplant – die bisher größte Mobilisierung.

Überall auf der Welt legen Amazon-Beschäftigte ihre Arbeit nieder, marschieren durch ihre Städte und stehen Schulter an Schulter mit der Gemeinschaft, um das zu fordern, was jede Arbeitskraft verdient: faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen, das Recht, sich zu organisieren – und eine Zukunft, die nicht von Algorithmen und Milliardären diktiert wird.

In Deutschland steht Amazon vor dem größten Streik in der Unternehmensgeschichte, da Tausende von Lagerarbeiter*innen in Bad Hersfeld, Koblenz, Winsen, Rheinberg, Werne, Dortmund, Leipzig, Frankenthal und Mönchengladbach eher zu Streikposten als zu ihren Schichten aufkreuzen.

In Indien versammeln sich Zehntausende von Arbeiter*innen in zwanzig Städten – von Neu-Delhi bis Kalkutta – und fordern Schutz vor tödlichen Hitzewellen, die Lagerhäuser in Brennöfen verwandeln, bessere Löhne (26.000 Rupien, etwa US$ 310 pro Monat) und das Recht auf Würde.

In Bangladesch marschieren Textilarbeiter*innen durch Dhaka, um darauf zu bestehen, dass Amazon endlich das Abkommen unterzeichnet, das ihr Leben schützt, mehr als ein Jahrzehnt nach Rana Plaza.

In Australien schließen sich die Beschäftigten in Perth gewerkschaftsübergreifend zusammen – SDA, TWU, MEAA und UnionsWA – und warnen davor, dass Amazon hart erkämpfte Arbeitsplatzbedingungen in der gesamten Wirtschaft aushöhlt.

In Kanada versammeln sich CSN-Mitglieder in Montreal, während in den USA Amazon-Fahrer*innen in Illinois streiken und Mitglieder der Gemeinschaft die Menschen am Cyber Monday mobilisieren, um Amazon aufzufordern, die Razzien und Deportationen von ICE nicht länger zu unterstützen.

Und zum ersten Mal kommt es in Kenia, Fidschi, Malaysia und anderswo zu Aktionen, bei denen Arbeitnehmer*innen und Gemeinschaften ihr Recht geltend machen, die Bedingungen der globalen Lieferkette mitzugestalten.

Dies sind keine symbolischen Proteste. Es sind strategische Interventionen in das Kreislaufsystem des globalen Kapitalismus – und sie werden von den Arbeiter*innen geleitet, die seine Rhythmen am besten verstehen.

Das Ziel ist aber nicht nur ein Unternehmen. Es ist das neue System, das Amazon jetzt verankert: eine techno-autoritäre Ordnung, die die Macht der Big Tech mit den Vorrechten der extremen Rechten verbindet – von Trumps ICE-Überfällen bis hin zum israelischen Genozid in Gaza.

Amazon präsentiert sich gerne als Einzelhändler. Aber in Wirklichkeit ist es eine Infrastruktur: die unsichtbaren Schaltkreise, die heute die Logistik, Kommunikation, Überwachung und Kriege steuern. Ihre Cloud-Abteilung, AWS, speichert nicht nur Daten – sie unterstützt die Systeme, die Regierungen verwenden, um Migranten abzuschieben, Andersdenkende zu überwachen und Kriege zu verfolgen.

Nirgendwo ist das klarer als bei der Besetzung Palästinas durch Israel.

Durch Project Nimbus – den US$ 1,2 Milliarden schweren Cloud-Vertrag, den sich Amazon und Google mit der israelischen Regierung teilen – bildet Amazon das Rückgrat für die digitale Architektur der Apartheid. Während die Palästinenser*innen unter Bombardierungen, Belagerungen und Vertreibungen leiden, hat Amazon seine Handelspartnerschaft mit dem israelischen Staat vertieft – auch wenn seine eigenen Arbeiternehmer*innen von Seattle bis Dublin ein Ende der Komplizenschaft des Unternehmens bei Kriegsverbrechen fordern.

Aber heute stehen diese Arbeiter*innen nicht alleine da.

Von Kapstadt – wo Aktivist*innen sich gegen Amazons Hauptsitz wehren, der auf indigenem Land der Khoi und San errichtet wurde – bis Ramallah – wo Postangestellte gegen Amazons Zusammenarbeit mit den israelischen Behörden protestieren – konfrontiert die „Make Amazon Pay“-Koalition die gesamte Reichweite der Gewalt des Unternehmens.

Amazon setzt auf eine Zukunft, in der eine fortschrittliche KI Mitarbeiter*innen in großem Umfang ersetzt; in der ihre Cloud-Infrastruktur Unternehmen eine beispiellose Macht über das demokratische Leben gibt; in der Verträge mit Besatzungsarmeen und Abschiebebehörden zum normalen Geschäft gehören. Es ist dieselbe Vision, die heute von rechtsextremen Politiker*innen vertreten wird: eine Welt der Überwachung ohne Rechenschaftspflicht, des unbegrenzten Profits, der Gewalt ohne Konsequenzen.

Aber die Aktionen dieser Woche deuten auf einen anderen Horizont hin. Einer, in dem Lieferketten zu Orten des Kampfes und nicht der Unterwerfung werden; wo sich Lagerarbeiter*innen mit Technologie- und Textilarbeiter*innen, indigenen Gemeinschaften und Migranten zusammenschließen; wo eine globale Arbeiterbewegung in der Lage ist, sich einem globalen Machtsystem zu stellen.

Das ist der Horizont, den „Make Amazon Pay“ öffnet – und der Horizont, dem die Progressive Internationale in den kommenden Monaten folgen wird.

Das Neueste aus der Bewegung

Neuer PYM x PI-Bericht über Waffenlieferungen nach Israel

Von Dropsite News: „Ein einziges Lagerhaus in Jersey City, New Jersey, verpackte und transportierte in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 jede Woche über tausend Tonnen militärischer Ausrüstung nach Israel, gemäß einem Bericht, der heute gemeinsam von der Palestinian Youth Movement (PYM) und der Progressiven Internationale (PI) veröffentlicht wurde. Ein Netzwerk von Unternehmen mit Sitz in New Jersey nutzt das private Lagerhaus, um militärische Ausrüstung zu inspizieren, zu organisieren und zu transportieren, darunter Merkava-Panzerteile, F-16-Teile, Munition, militärische Gerätschaften sowie gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge. Die Ausrüstung wird dann verpackt und an nahegelegene Flughäfen und Seehäfen gebracht, bevor sie nach Israel geschickt wird, wie Forscher enthüllten.“

Volksbildung an der Universität von Abahlali baseMjondolo

Diese Woche versammelte sich die Universität Abahlali baseMjondolo beim besetzten Standort Hlanganani in Salt Rock nördlich von Durban zu einem zweitägigen Workshop über die Bedeutung des Sozialismus in der heutigen Zeit und seine revolutionäre Vision einer von den Armen geführten Befreiung. Der Aufbau und Betrieb politischer Schulen ist Teil des Prozesses der Bewegung, ihre Besetzungsorte in Kommunen umzuwandeln. Der besetzte Ort bereitet sich derzeit auf einen fünftägigen Workshop vor, der ein gemeinsames Studium des Lebens und Werks von Frantz Fanon beinhalten wird.

Polen ist mitschuldig am Genozid in Palästina

Nach der Veröffentlichung eines Berichts der PYM, aus dem hervorgeht, dass Polen eine Fabrik aus der NS-Zeit für die Herstellung von TNT, das bei der Bombardierung von Gaza verwendet wurde, umfunktioniert hatte, organisierte das polnische PYM-Mitglied Akcja Socjalistyczna (Sozialistische Aktion) Protestaktionen in acht Städten des Landes. Die Aktionen sind für den 27. bis 30. November 2025 geplant. Die vollständige Liste findest du hier.

Honduras ist bedroht

Am 28. November 2025 warnte das Observatorium der Progressiven Internationale vor den bevorstehenden Wahlen in Honduras. Da die kommunistische Partei LIBRE – die politische Partei, die 2009 dem von den USA unterstützten Staatsstreich zum Trotz hervorgegangen ist und Mitglied der Progressiven Internationale ist – in den Umfragen an der Spitze steht, droht erneut eine interne und externe Destabilisierung im Land. Die Stellungnahme des Observatoriums kannst du hier nachlesen.

Available in
EnglishSpanishGermanFrenchPortuguese (Brazil)
Translator
Nathalie Guizilin
Date
28.11.2025
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