Briefing

PI-Rundbrief | Nr. 40 | Kerala beseitigt extreme Armut

Die Kommunistische Partei Indiens gibt bekannt, dass Kerala der erste indische Staat ohne extreme Armut ist.
Im vierzigsten Rundbrief der Progressiven Internationale von 2025 werfen wir einen Blick auf Keralas historische Errungenschaften zur Beseitigung extremer Armut – ein großer Sieg für einen der ärmsten Staaten Indiens und für die globale kommunistische Bewegung.

Am 1. November 2025 gab Ministerpräsident Pinarayi Vijayan von der Communist Party of India (Marxist) (CPIM) bekannt, dass der Bundesstaat Kerala „frei von extremer Armut“ ist – ein Jahr früher als geplant. Kerala ist der einzige Staat, der diesen Meilenstein in einem Land erreicht hat, in dem der größte Anteil der Weltbevölkerung in extremer Armut lebt.

Das Extreme Poverty Eradication Project (EPEP) ist ein historischer Sieg für die Menschen in Kerala. Der südwestindische Bundesstaat gehört seit langem zu den ärmsten des Landes. In den 1970er und 1980er Jahren lagen die Einkünfte in Kerala bei rund zwei Dritteln des nationalen Durchschnitts. In den 2000er Jahren stieg das Einkommen im Bundesstaat schneller als im Rest Indiens an, und bis 2022 war es über fünfzig Prozent höher. In nur wenigen Jahrzehnten wurde Kerala zu einem der reichsten Staaten Indiens.

Der Abschluss des EPEP ist ein großer Sieg für die CPIM – und ein Beweis für die Stärke ihrer Organisation. Das 2021 angekündigte Projekt begann mit einer umfassenden Umfrage von Tür zu Tür, die von lokalen Selbstverwaltungen und Gemeindeorganisationen wie Kudumbashree, einem kooperativen Frauennetzwerk mit über vier Millionen Mitgliedern, durchgeführt wurde.

Sie identifizierten 64.006 Haushalte mit etwa 103.000 Personen, die weiterhin unter Bedingungen „extremer Entbehrung“ lebten. Für jede Familie entwarfen die lokalen Versammlungen einen Mikroplan, in dem die jeweils erforderlichen Maßnahmen – Wohnraum, Gesundheitsversorgung, Beschäftigung, Grundbesitz, Renten oder Zugang zu Sozialhilfe – detailliert beschrieben wurden. Im Gegensatz zu den von oben nach unten fließenden Wohlfahrtsprogrammen handelte es sich dabei um partizipative Pläne, die in den Gemeinden und Panchayats (Landräten) Gestalt annahmen und sicherstellten, dass alle in den Prozess eingegliedert wurden und somit über ihre eigene Zukunft entschieden.

„Diese historische Initiative wurde ins Leben gerufen, um Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft einzubeziehen und Ideen zu berücksichtigen, die sich aus ihrer Teilnahme und ihren Kommentaren ergeben haben“, sagte Ministerpräsident Vijayan. „Der Prozess zur Beseitigung extremer Armut ist eine Fortsetzung früherer Bemühungen wie der Universalisierung des öffentlichen Vertriebssystems und Initiativen zur Beseitigung von Landlosigkeit und Obdachlosigkeit.“

Die Beseitigung der extremen Armut ist Teil eines viel längeren Wegs zum sozialistischen Aufbau in Kerala. Er begann mit radikalen Landreformen, die Ende der 1960er Jahre von kommunistischen Kräften umgesetzt wurden. Diese Politik enteignete privates Land und verteilte es an landlose Arbeiter*innen, womit sie den Grundstein für Keralas beachtliche soziale Indikatoren legte: nahezu universelle Lese- und Schreibfähigkeit, eine der niedrigsten Säuglingssterblichkeitsraten im globalen Süden und die höchste Lebenserwartung in Indien.

Keralas Erfolg bei der Beseitigung extremer Armut ist auch ein Erfolg für die kommunistische Bewegung weltweit, da sie historische Fortschritte bei der Verbesserung des Lebensstandards gemacht hat. Im Februar 2021 beseitigte China als erstes Land der Welt die extreme Armut, nachdem es die verbleibenden 98,99 Millionen Menschen des Landes ein Jahrzehnt früher als geplant aus der absoluten Armut befreite. Vietnam, das bei seinen Bemühungen zur Armutsbekämpfung erstaunliche Ergebnisse erzielt hat, will die extreme Armut bis 2030 vollständig ausradiert haben.

Keralas Erfolg steht in krassem Gegensatz zur Situation in anderen Teilen des Landes. In ganz Indien hat die Ungleichheit Rekordhöhen erreicht; die reichsten 1 Prozent besitzen heute mehr als 70 Prozent des Vermögens. Millionen von Menschen sind weiterhin unterernährt, arbeitslos und verschuldet, während die Zentralregierung die öffentlichen Ausgaben kürzt und grundlegende Dienstleistungen privatisiert.

In ähnlicher Weise stellen die Erfolge der sozialistischen Regierungsführung anderswo eine große Abweichung von der globalen Norm dar. Die Menschheit ist auf der ganzen Welt mit extremen und immer schlimmeren Entbehrungen konfrontiert. Heute kämpfen über zwei Milliarden Menschen gegen Ernährungsunsicherheit. Über drei Milliarden Menschen haben keinen Zugriff auf einen Kochherd. Fast vier Milliarden Menschen haben keine sicheren sanitären Einrichtungen, und bis zu fünf Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten.

Diese extreme Not ist eine Katastrophe im globalen Süden, aber sie betrifft zunehmend auch die Menschen, die in den imperialen Metropolen leben. Laut Oxfam lebten 2024 über 40 Prozent der US-Bevölkerung – darunter 48,9 Prozent der Kinder – in Armut. Diese Zahlen sind im Anstieg, da sich die kapitalistische herrschende Klasse immer größere Anteile des globalen Wohlstands aneignet.

Der Bundesstaat Kerala zeigt, was Sozialisten seit langem erkannt haben: dass es Lösungen für die Armut gibt, dass sie relativ einfach umzusetzen sind und dass das Einzige, was sie zurückhält, die unstillbare Profitgier des Kapitalismus ist.

Das Neueste aus der Bewegung

Kein Krieg gegen Venezuela

Am 30. Oktober 2025 veröffentlichten mehr als 30 Bewegungen aus der ganzen Welt – darunter die PI-Mitglieder Abahlali, Congreso de los Pueblos und das Palestinian Youth Movement – eine Erklärung, in der sie die eskalierenden Militäroperationen der USA gegen Venezuela verurteilten. Sie warnten davor, dass die Eskalation nicht nur ein Angriff auf den lateinamerikanischen Sozialismus und die Souveränität ist, sondern Teil eines umfassenderen „Weltkriegs in Zeitlupe“ – ein Plan der US-Strateg*innen, Angriffe auf Gegner zu staffeln und sie einen nach dem anderen zu zermürben. Die Erklärung kannst du hier lesen.

Kunst der Woche

Siddhesh Gautam ist ein multidisziplinärer Künstler mit Sitz in Delhi, der oft auf die Antikastenbewegung in Indien aufmerksam macht. Dies ist seine Zeichnung von Mahatma Ayyankali, einem wichtigen Führer im Kampf gegen Kastendiskriminierung in Kerala, dessen Ideen und Mut weiterhin Millionen von Menschen im ganzen Land inspirieren.

Ayyankali wurde 1863 in einer Dalit-Gemeinde namens Pulayars geboren. Zu seinen Lebzeiten war es Dalits verboten, öffentliche Straßen zu betreten, zur Schule zu gehen oder Tempel aufzusuchen. Doch Ayyankali widersetzte sich den grausamen Kastenregeln. Einer seiner eindrucksvollsten Proteste bestand darin, mit einem Ochsenkarren durch die Straßen zu fahren, auf denen Dalits nicht erlaubt waren. Es schockierte damit die oberen Kasten und gab vielen anderen wiederum Selbstvertrauen. Ayyankali kämpfte auch für die Bildung der Dalit, und als die Schulen sich weigerten, sie aufzunehmen, gründete er selbst welche, weil er überzeugt war, dass Bildung der Weg zur Freiheit sei.

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Date
06.11.2025
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