Der Bericht der Sonderberichterstatterin enthüllt das Netzwerk global agierender Konzerne, das die genozidale Politik gegen das palästinensische Volk unterstützt und von ihr profitiert.
Am 16. Juni 2025 veröffentlichte die UNO-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte in den seit 1967 von Israel besetzten Gebieten Francesca Albanese einen Bericht mit dem Titel „From Economy of Occupation to Economy of Genocide“. Der über 39 Seiten starke Bericht klagt große multinationale Konzerne, darunter Amazon, BlackRock, Google, Lockheed Martin und Volvo an, mit der israelischen Besetzung und dem Genozid der Palästinenser*innen Geschäfte zu machen. Zusammen mit angesehenen Universitäten, insbesondere dem Massachusetts Institute of Technology, sind diese Unternehmen an verschiedenen Investitionen im Projekt der organisierten Vertreibung von Palästinenser*innen und ihrer Ersetzung durch israelische Siedler*innen beteiligt. Bei der Veröffentlichung des Berichts schloss Albanese ihre Präsentation mit einer deutlichen Aufforderung an diese Unternehmen: Stoppt das Geschäft mit dem Genozid und kappt eure Beziehungen zu Israel.
Am 9. Juli verhängte das US-Außenministerium Sanktionen gegen Albanese, die sie am Zugang zu ihren Immobilien in den USA hindern. Das Außenministerium rechtfertigte seine Entscheidung, indem es verlautbarte, dass Albanese öffentlich für Antisemitismus einstehe, den Terrorismus unterstütze und eine eindeutige Verachtung gegenüber den Vereinigten Staaten, Israel und dem Westen an den Tag lege. Die Vereinten Nationen warnten die USA, dass diese Maßnahme einen „gefährlichen Präzedenzfall“ darstelle. Gleichzeitig betonte die Sprecherin der UNO, Stéphane Dujarric, dass „einseitige Sanktionen gegen Sonderberichterstatter oder andere UNO-Beamte nicht hinnehmbar sind.“ Albanese ist nicht die einzige UNO-Beamtin auf der Sanktionsliste der USA, denn Washington hatte im Juni 2025 bereits die Richter und Richterinnen des Internationalen Strafgerichtshofs unter derselben Verfügung des Präsidenten sanktioniert.
Die US-Sanktionen gegen führende UNO-Beamte und -Institutionen sorgten für große Empörung in der Medienlandschaft, sodass die wichtigsten Erkenntnisse des Berichts von Francesca Albanese und ihrem Team fast untergingen. US-Außenminister Marco Rubio nutzt Sanktionen als politisches Instrument, um mit ihnen die Schlagzeilen zu beherrschen, und ist damit außerordentlich erfolgreich. Die zentrale Frage des Berichts wurde dadurch an den Rand gedrängt, und die Diskussion auf ein einziges Thema fokussiert: Die Legitimität US-amerikanischer Sanktionen gegen Beamte der Vereinten Nationen.
Albaneses Bericht zeigt die Mitwirkung großer multinationaler Konzerne in der genozidalen Maschinerie Israels auf. Diese Unternehmen sind in verschiedenen Branchen wie dem Bau-, Finanz-, Dienstleistungs- und Rüstungssektor zuhause. Einige prominente Namen stechen dabei heraus, wie der weltweit agierende Rüstungskonzern Lockheed Martin. Das American Friends Service Committee (AFSC) hat eine vollständige Liste dieser Unternehmen vorgelegt. Das Kapitel zu Amazon ist dabei wohl das eklatanteste: Israels Militärgeheimdienst nutzt Server von „Amazon Web Services“, um riesige Datenmengen über Gazas Bevölkerung zu speichern. 2021 hat Amazon mit der israelischen Regierung einen US$1,2 Mrd. schweren Auftrag als Teil des „Nimbus-Projekts“ mit Google als Partner abgeschlossen. Unter diesem Vertrag müssen alle staatlichen Einrichtungen, d. h. die Streitkräfte, der Shin Bet, die Polizei, die Strafvollzugsverwaltung, Rüstungsunternehmen wie die israelische Luftwaffenindustrie und Rafael Advanced Defense Systems Ltd., ja sogar die für die illegalen Siedlungsvorhaben im besetzten Westjordanland verantwortlichen Behörden mit Cloudcomputing-Dienstleistungen versorgt werden.
Albaneses Bericht nimmt Bezug auf das „Nimbus-Projekt“ und deckt auf, dass es primär vom israelischen Verteidigungsministerium finanziert wird. Weiterhin führt er aus: Microsoft, Alphabet und Amazon gewähren Israel einen nahezu vollständigen Zugriff auf ihre Cloudcomputing- und KI-Technologien, was die Fähigkeiten des Landes zur Datenverarbeitung, Entscheidungsfindung, Monitoring und Analyse stark verbessert hat. Als die interne Cloud der israelischen Streitkräfte im Oktober 2023 an ihre Kapazitätsgrenze stieß, stellten Microsoft durch seine „Azure“-Plattform und die „Nimbus“-Koalition entscheidende Cloudcomputing- und KI-Infrastruktur bereit. Ihre in Israel befindlichen Server garantieren Datensouveränität und Immunität vor Strafverfolgung durch laxe Verträge, die minimale Restriktionen oder gar keine Überwachung vorsehen. Im Juli 2024 beschrieb ein Oberst der israelischen Streitkräfte Cloudtechnologie als Waffe im wahrsten Sinn des Wortes und erwähnte in diesem Zusammenhang die obenstehenden Konzerne.
Es ist klar, dass sich die Rolle von Tech-Unternehmen nicht nur auf die Bereitstellung von Informationen für die israelische Besatzung und ihre genozidalen Instrumente beschränkt, sondern ihr auch einen „Immunitätsschild“ gewährt,
indem kritische Daten, die schlüssige Beweise vor internationalen Gerichtshöfen für Kriegsverbrechen darstellen, geschützt bleiben. Albaneses Bericht zitiert Oberst Racheli Dembinsky, befehlshabende Leiterin des Computing and Information Systems Center in der israelischen Armee, das mit der Verarbeitung der Daten der Streitkräfte betraut ist. Auf der „Israeli Army Information Technology Conference“ in Rishon LeZion nahe Tel Aviv, erklärte Dembinski, dass die israelischen Streitkräfte mittlerweile direkt auf die Cloud-Speicher und KI-Dienstleistungen der weltweiten Tech-Giganten angewiesen sind: Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure. Sie fügte hinzu, dass die Einheit „Mamram“ eine „Operating cloud“ in ihren internen Servern nutzt, die sie als „Waffenträger“ bezeichnet. Bis heute gibt es keine allgemein zugänglichen Informationen darüber, welche Profite diese Unternehmen mit dem Genozid erwirtschaften.
2024 haben einige Angestellte von Amazon und Google in New York die „No Tech for Apartheid (NoTA)-Kampagne“ins Leben gerufen. Während eines Auftritts von Barak Regev, dem Vertreter von Google in Israel, stand ein Softwareentwickler von Google Cloud auf und sagte vor versammeltem Publikum: „Ich weigere mich, Technologie herzustellen, die den Genozid fördert, die Apartheid unterstützt oder die Überwachung ausweitet.“ Das Unternehmen reagierte scharf und entließ Dutzende Mitarbeitende, die sich an der Kampagne beteiligt hatten. Aber dies konnte die Kampagne nicht stoppen, die ihre Proteste ausweitete und neue Bewegungen ins Leben rief.
2003 gründete Peter Thiel mit einer Gruppe von Partner*innen ein Tech-Unternehmen namens Palantir, ein Name aus dem „Herr der Ringe“-Universum für eine Kristallkugel, durch die man Dinge sehen kann, die sich in großer Entfernung zutragen. Thiel, bekannt für seine konservativ-libertäre Einstellung und seinem Glauben an die Überlegenheit der „westlichen Zivilisation“ machte ein Vermögen mit Anteilen an PayPal und Facebook, bevor er sich lukrativen Sicherheits- und Militäraufträgen zuwandte. Er war der erste Großinvestor von Palantir, einem Risikokapitalfonds der American Central Intelligence Agency „In-Q-Tel“. Seit 2015 hat das Unternehmen sein Geschäft in Israel ausgeweitet, wo es im Bereich Datenanalyse, Integrationsdienstleistungen und KI-Anwendungen eng mit dem Militär und Geheimdiensten zusammenarbeitete. Mit dem Beginn der ersten Phase des Genozids im Dezember 2023 gab der CEO Alex Karp gegenüber „Fox Business“ zu Protokoll: „Wir sind berühmt in Israel.“
Seit dem 12. Januar 2024 arbeitet Palantir mit der israelischen Rüstungsindustrie zusammen, um den Genozid zu unterstützen. Josh Harish, damaliger Executive Vice President von Palantir, sagte: „Die beiden Parteien sind übereingekommen, die fortschrittliche Technologie von Palantir zur Unterstützung von Missionen in Verbindung mit dem Krieg zu nutzen.“ Der Satz „Missionen in Verbindung mit dem Krieg“ („missions related to the war“) ist eindeutig und kann als Beitrag zum Genozid angesehen werden, den der Internationale Strafgerichtshof am 26. Januar 2024 bestätigte. So wird das mit dem Unternehmen verbundene System „Titan“ als Präzisionsleitsystem eingesetzt, das – angesichts der hohen Anzahl von zivilen Opfern in Gaza – offenbar vor allem dort präzise war, wo Nichtkombattanten betroffen waren. Auf dem „Hill & Valley“-Forum am 30. April 2025 wurde der CEO des Unternehmens, Alex Karp, zur Tötung von Palästinenserinnen befragt, worauf er entgegnete, dass „Palantir für die Tötung der meisten Terroristen verantwortlich ist, das ist korrekt.“ Natürlich ist dies nicht korrekt, denn die meisten der Opfer in Gaza waren und sind Zivilisten (hier ist ein Blick auf die Daten der Vereinten Nationen zur Zahl der Todesopfer von Palästinenserinnen seit 2008 hilfreich; wären alle Toten Mitglieder von Hamas und dem Islamischen Jihad gewesen, dann würden diese beiden Gruppen eine beeindruckende Streitmacht darstellen). Basierend auf Karps Aussagen auf der Tel Aviv-Konferenz 2024 und dem „Hill & Valley“-Forum 2025 schlussfolgerte Albaneses Bericht, dass sie die „Kenntnis und Absicht auf Führungsebene der unrechtmäßigen Gewaltausübung durch Israel belegen und das Versagen, diese Handlungen zu verhüten oder sich von ihnen zu distanzieren“.
Als Presseberichte offenlegten, dass die Palantir-Technologie bei der Deportation von Einwanderern aus den Vereinigten Staaten eingesetzt wurde, brach eine Protestwelle vor den Konzernniederlassungen im ganzen Land aus, die die Völkermordunterstützung des Unternehmens gegen die Palästinenser*innen mit dessen Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Regierung bei der Deportation von Immigranten verband.
Dutzende von Untersuchungen der Vereinten Nationen und internationalen und palästinensischen Organisationen haben gezeigt, wie die israelische Besatzung sich als Geldmaschine für Unternehmen erwiesen hat. Konservativen Schätzungen der United Nations Conference on Trade and Development zufolge bezieht Israel jährlich US$ 41 Mrd. aus der direkten Ausbeutung des Westjordanlands, was etwa 7 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Aber diese Zahl spiegelt nicht das gesamte Bild wider, da die Profite fehlen, die Israel durch die indirekte Ausbeutung eines besetzten Landes macht.
2020 veröffentlichten die Vereinten Nationen eine Datenbank von Unternehmen, die von illegalen Siedlungsaktivitäten im Westjordanland profitieren. Bei den meisten davon handelt es sich um lokale Unternehmen, aber die Liste enthält auch bekannte internationale Konzerne wie Airbnb, Expedia, TripAdvisor, General Mills und Motorola aus den USA sowie Booking.com aus den Niederlanden. Dazu verwaltet die Website „Who Profits“ eine in Echtzeit aktualisierte Datenbank von Unternehmen, die an der wirtschaftlichen Ausbeutung von Besatzung und Völkermord teilhaben und veröffentlicht spezielle Analysen dazu, wie etwa diesen Bericht aus dem Jahr 2024 über „Greenwashing Dispossession: The Israeli Renewable Energy Industry and the Exploitation of Occupied Natural Resources“. Die „Don't Buy into Occupation Coalition (DBIO)“ publizierte im Dezember 2023 einen Bericht, der die Beteiligung europäischer Finanzinstitute bei der Finanzierung illegaler Siedlungsvorhaben belegte.
Am 10. Juni 2025 startete das Global Legal Action Network (GLAN) zusammen mit der irisch-palästinensischen Allianz „Sadaka“ und der palästinensischen Organisation „Al-Haq“ eine Reihe von Sammelklagen in Irland, Großbritannien und den USA gegen Airbnb für die völkerrechtswidrige Ausübung seines Geschäfts in den besetzten palästinensischen Gebieten. 2018 hatte Airbnb noch erklärt, „seine Auswirkungen zu berücksichtigen und verantwortungsvoll zu handeln“. Dieses Versprechen brach es allerdings gleich wieder, denn laut Global Legal Action Network bietet es immer noch über 300 Immobilien im Westjordanland an. Diese Organisationen sind überzeugt, dass diese Manöver nicht nur die Besatzungspolitik unterstützen, sondern auch „Geldwäschetätigkeit aus israelischen Kriegsverbrechen“ beinhalten.
Diese Anschuldigungen wiegen noch schwerer in Ländern wie Irland und Großbritannien, die strenge Anti-Geldwäschegesetze haben. Jerry Liston, ein Senior-Rechtsanwalt beim Global Legal Action Network, erläutert dies: „Es ist der erste Fall dieser Art, in dem Anti-Geldwäsche-Gesetze in Großbritannien und anderswo zugrunde gelegt werden, um privatwirtschaftliche Tätigkeiten in illegalen Siedlungen zu ahnden. Damit können Vorstände von Unternehmen, die von der Besatzung profitieren, nun strafrechtlich für schwere Verbrechen verfolgt werden.“
Aber diese Unternehmen profitieren nicht nur durch finanzielle Erlöse aus der Besatzung, sondern weiten die Beschlagnahmung von palästinensischem Land aus und bewirken schwere Umweltschäden. Ein Beispiel dafür ist Geshuri, ein agrochemisches Unternehmen, das die Umgebung der Stadt Tulkarm verschmutzt und direkt die dortigen palästinensischen Gemeinschaften schädigt und die Häufigkeitsraten von Krebserkrankungen, Asthma, Augenentzündungen und Atemwegserkrankungen in die Höhe treibt. Im Westjordanland ist es damit keine Ausnahme, wo israelische Unternehmen der lokalen Bevölkerung Ressourcen durch verschmutzende, ausbeuterische und lukrative Praktiken entziehen.
Die Unterdrückung des palästinensischen Volkes und die Aberkennung seiner grundlegenden Rechte hat sich zu einem Testlabor für die Entwicklung fortschrittlicher Überwachungstechniken entwickelt. Das bekannteste Beispiel dafür ist Pegasus, ein Spyware-Programm, das in enger Zusammenarbeit mit der Einheit 8200 des Militärischen Geheimdiensts, israelischen Universitäten und privatem Kapital entwickelt wurde.
Das Programm ist nicht auf Palästina beschränkt, sondern wird von Diktatoren auf der ganzen Welt verwendet, um Dissidenten zu verfolgen und zu unterdrücken (derzeit hat die Software ca. 50.000 Personen im Visier).
Nach Angaben des Boycott, Divestment and Sanctions Movement (BDS) vereinigten israelische Cyberunternehmen 2020 etwa 31 Prozent aller globalen Investitionen in diesem Bereich auf sich. Die Akquisitionsgeschäfte dieser Unternehmen beliefen sich auf ca. US$ 4,7 Mrd., ihre Exportgeschäfte auf etwa US$ 6,85 Mrd. Israel ist damit zu einem großen Player im Spionage- und Überwachungsmarkt geworden und seine Unternehmen sind bewährte Partner bei der Datenerhebung und -verarbeitung weltweit. Zum Portfolio der Dienstleistungen gehören Spionage-Software, Gesichtserkennungstechnologien und Instrumente zur Benutzer-Nachverfolgung, die bei Überwachung, Wahlmanipulation und anderen Aktivitäten zum Einsatz kommen.
Es ist bemerkenswert, dass die Manager obiger Unternehmen nun selbst zunehmend ins Rampenlicht geraten. Das Projekt Genocide Gentry wirft Licht auf Führungskader von Rüstungsunternehmen wie Boeing, Elbit Systems America, General Dynamics, Lockheed Martin, Northrop Grumman und RTX (ehemals Raytheon), alles zentrale Auftragnehmer des Pentagon. Das von der Open Source-Plattform „littleSis“ entwickelte Projekt ermittelt die Namen der leitenden Angestellten dieser Unternehmen, geht ihren Beziehungen zu anderen Unternehmen nach und verfolgt dann ihre Verbindungen zu kulturellen Einrichtungen. Diese Einrichtungen gelten als schwächstes Glied in der Kette, da sie trotz ihres Finanzierungsbedarfs die öffentliche Verbindung zu in Genozid verstrickten Unternehmen scheuen.
„Genocide Gentry“ verfolgt eine dreistufige Strategie:
1. In der ersten Stufe können Nutzer\*innen über eine Datenbank die Implikation ihrer Gemeinde, Universität oder ihres Arbeitsplatzes mit dem Völkermord ermitteln, indem diese untersucht, ob etwa Manager\*innen von Rüstungsunternehmen in den Gremien ihrer lokalen Institutionen sitzen. 2. In der zweiten Stufe werden Kultur- und Bildungseinrichtungen identifiziert, die mit Rüstungsunternehmen in Beziehung stehen. 3. Die dritte Stufe bildet die Nutzung der Daten von Unternehmensvorständen und Geldgeber*innen, um direkte Verbindungen zwischen lokalen Institutionen und Kriegsnetzwerken aufzudecken.Hier ist ein interessantes Beispiel dafür: Kathy Warden ist die CEO von Northrop Grumman und ein Vorstandsmitglied von Catalyst, einer weltweit agierenden Non-Profit Organisation, die sich für „frauenfreundliche Arbeitsplätze“ einsetzt. UN Women schätzt, dass mindestens 28.000 Frauen und Mädchen in Gaza durch Waffeneinwirkung getötet wurden, und einige dieser Waffen wurden von Northrop Grumman hergestellt. Eindringlich warnt die UNO-Behörde, dass über eine Million Frauen und Mädchen in Gaza vom Hungertod bedroht sind, den die vom Unternehmen selbst gespeiste Kriegsmaschinerie bewirkt hat. Das ist das wahre Gesicht von Catalyst und ihrer angeblichen Mission, Frauen zu schützen.
Diese Offenlegungsstrategie scheint erfolgreich zu sein. Anfang 2024 haben Aktivisten Druck auf Musikerinnen ausgeübt, die am „South by Southwest“ (SXSW)-Festival in Austin, Texas, teilnehmen. Im März dieses Jahres verkündete Ella Williams (bekannt als Squirrel Flower) ihren Rückzug vom Festival aufgrund seiner Implikationen mit Rüstungskonzernen. Sie schrieb auf Instagram: „SXSW gibt Rüstungsunternehmen, darunter Tochterunternehmen von Raytheon sowie den US-Streitkräften, einem Hauptsponsor des Festivals, eine Bühne. Genozid-Profiteure wie Raytheon liefern Waffen an die IDF, die von unseren Steuergeldern bezahlt werden. An einem Musikfestival sollten keine Kriegsgewinnler beteiligt sein. Ich weigere mich, hieran teilzuhaben und ziehe meine Kunst und meine Arbeit aus Protest zurück.“ Weitere 79 Künstlerinnen taten es ihr gleich und boykottierten das Event. Im Juni 2024 kündigten die Festivalbetreiber an, ihre Verbindungen zu den US-Streitkräften und zu Raytheon (RTX) zu kappen.
Mit fortschreitendem Völkermord wird immer deutlicher, dass die großen Geldgeber ein starkes Interesse daran haben, ihre Gewinne aus der Besatzung Palästinas intransparent zu machen. So dunkel und grausam die Gegenwart anmuten mag – mit Dokumenten wie dem Albanese-Bericht haben wir genug Belege, um das Unheil der israelischen Besatzung Palästinas und der Behandlung der Palästinenser*innen zu dokumentieren. Daneben liegt unanfechtbares Beweismaterial vor, das zeigt, wie Unternehmen und ihre Technologien zur Unterdrückung von Palästinenser*innen eingesetzt wurden, und wie sie ihren Weg zur globalen Verbreitung fortsetzen. Wir warten jetzt auf umfassende Reaktionen von internationalen Behörden, Gerichtshöfen oder der öffentlichen Meinung. Schweigen ist keine Option mehr.
Wir sind nicht frei, bis alle frei sind.
Ubai Al-aboudi ist Leiter des Bisan Center for Research and Development in Ramallah, Palästina, und ein Recherche-Aktivist im Bereich von Entwicklungsfragen und palästinensischen Rechten.
Vijay Prashad ist ein indischstämmiger Historiker und Journalist, der das Tricontinental Institute for Social Research leitet und als leitender Redakteur bei LeftWord Books arbeitet.