Social Justice

Brief von einem zu unrecht inhaftierten Kämpfer für die Freiheit

Umar Khalid schreibt über zwei Jahre im Gefängnis: „Ich bin manchmal pessimistisch. Und einsam.”
Mit dem 13. September 2022 war Khalid zwei Jahre im Tihar-Gefängnis nach dem Unlawful Activities (Prevention) Act eingesperrt. Er wird von der Polizei in Delhi beschuldigt, an den Unruhen im Jahr 2020 beteiligt gewesen zu sein. Sein Prozess hat immer noch nicht begonnen.
Mit dem 13. September 2022 war Khalid zwei Jahre im Tihar-Gefängnis nach dem Unlawful Activities (Prevention) Act eingesperrt. Er wird von der Polizei in Delhi beschuldigt, an den Unruhen im Jahr 2020 beteiligt gewesen zu sein. Sein Prozess hat immer noch nicht begonnen.

Anmerkung der Redaktion: Am 23. Februar 2020 brach in den Straßen von Nordost-Delhi Gewalt aus. Sie dauerte fünf Tage lang an und forderte zahlreiche Todesopfer. Sechs Monate später wurde Umar Khalid, ein Menschenrechtsaktivist und ehemaliger Studentenführer an der Jawaharlal Nehru University (JNU), an einem späten Sonntagabend unter dem drakonischen Unlawful Activities (Prevention) Act (UAPA) in seinem Haus verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, zwei Reden gehalten zu haben, in denen er zu den Unruhen aufgerufen habe. Nach Angaben der Polizei hat sich Khalid mit anderen Aktivistinnen „verschworen“, um die Unruhen bewusst vor dem Besuch von Donald Trump in Indien zu schüren. In der Anzeige gegen ihn heißt es außerdem, Khalid habe die Menschen dazu aufgerufen, während Trumps Besuch in der Hauptstadt die Straßen zu blockieren, um auf die Grausamkeiten aufmerksam zu machen, die die indische Regierung gegen Minderheiten verübt. Obwohl ein Video von Khalids Rede eindeutig belegt, dass er nicht zu Gewalt aufrief, wurden seit seiner Verhaftung drei Kautionsanträge vom Gericht abgelehnt. Die Begründung: Es gebe „schwerwiegende Beweise“ gegen ihn. Am 17. August 2022 schrieb Rohit Kumar, ein Pädagoge und Berater, einen offenen Brief an Khalid, in dem er sich an ihr Treffen vor mehreren Jahren erinnerte und über Khalids anhaltende Inhaftierung reflektierte. Der folgende Brief ist die Antwort von Khalid an Kumar. Wir veröffentlichen ihn in Zusammenarbeit mit unserem Partner The Wire.*

 Lieber Rohit,

Danke für deine Grüße zum Geburtstag und zum Unabhängigkeitstag. Danke, dass du mir geschrieben hast. Ich hoffe, es geht dir gut. Ich bin froh, dass ich deinen offenen Brief auch in diesem abgeschotteten Umfeld lesen konnte.

Während ich hier sitze und dir schreibe, höre ich über den Lautsprecher die Namen all derer, die heute Abend entlassen werden. Es ist diese Zeit des Tages, kurz nach Sonnenuntergang, wenn die „rehaai parchas“ – die Entlassungsbefehle – von den Gerichten bei den Gefängnisbehörden eingehen. Genau in dem Moment, in dem die Dunkelheit über das Gefängnisgelände hereinbricht, werden einige Gefangene also das Licht der Freiheit erblicken. Ich sehe Glückseligkeit, absolute Glückseligkeit in ihren Gesichtern.

Seit zwei Jahren höre ich jeden Abend diese Durchsage: „naam note karein, in bandi bhaiyon ki rehaai hai” (hört auf die Namen, diese Gefangenen werden entlassen). Und ich warte und hoffe auf den Tag, an dem ich meinen Namen höre. Ich frage mich oft: Wie lang ist dieser dunkle Tunnel? Ist schon ein Licht in Sicht? Bin ich schon fast am Ende oder erst auf halbem Weg? Oder haben die Qualen vielleicht gerade erst begonnen?

Von Seiten der Regierung heißt es, wir erleben den Amrit kaal von Azadi. Doch die Qualen derjenigen, die die Freiheit verteidigen, geben einem das Gefühl, dass wir eher in die Tage des Raj zurückkehren. In letzter Zeit wird viel darüber gesprochen, die kolonialen Symbole der Sklaverei abzuschaffen. Und das, obwohl einige drakonische Gesetze, die durchaus an die Kolonialzeit erinnern, weiterhin gegen Aktivist*innen, Studierende, Dissident*innen und die politische Opposition eingesetzt werden. Sehen die Menschen denn nicht die Gemeinsamkeiten zwischen dem Unlawful Activities (Prevention) Act (UAPA) – unter dem wir hier im Gefängnis sitzen – und dem Rowlatt Act, den die Briten gegen unsere Freiheitskämpfer*innen ins Feld geführt haben? Sollten wir nicht diese Strafinstrumente – ein fortbestehendes Erbe der Kolonialherrschaft – abschaffen? Diese Instrumente, die die Verletzung der Rechte und Freiheiten der Menschen ermöglichen? Besonders verblüfft mich die Tatsache, dass viele von uns und viele andere wie ich über längere Zeiträume ohne Gerichtsverfahren inhaftiert sind, ohne dass bekannt ist, wann unsere Prozesse beginnen werden.

Am Unabhängigkeitstag saß ich abends mit ein paar anderen vor der Gefängniszelle. Wir sahen Drachen hoch über unserem Gefängnis aufsteigen und erinnerten uns an unsere Kindheitserfahrungen zum 15. August. Wie sind wir eigentlich hier gelandet? Wie sehr hat sich das Land verändert?

Durch die Anwendung des UAPA können wir jahrelang im Gefängnis festgehalten werden, ohne dass diejenigen, die uns etwas anhängen (wollen), etwas beweisen müssen. Auch wenn sie nicht in der Lage sind, auch nur eine ihrer lächerlichen Anschuldigungen vor Gericht zu beweisen, können sie in dieser Zeit trotzdem ihre Geschichten gegen uns aufbauen.

Eines Abends begann ein Gefängniswärter ein Gespräch mit mir über meinen Fall. Er sagte, als er mich 2020 im Gefängnis sah, fiel es ihm schwer, die Anschuldigungen gegen mich zu glauben. Er dachte, das sei alles nur Politik und es sei nur eine Frage von ein paar Tagen, bis ich freigelassen würde. Aber jetzt, im Jahr 2022, während ich weiterhin auf den Tag warte, an dem ich meinen Namen aus dem Lautsprecher höre, hat er seine Zweifel: „Bail kyu nahi mil rahi tumhe? Kisan aandolan walon ko to mil gayi thi kuch dinon me hi“ (Warum wird dir keine Kaution gewährt? Die protestierenden Bauern haben doch schon nach wenigen Tagen Freiheit gegen Kaution bekommen.) Ich versuchte, ihn über das UAPA und die Prüfung der Kaution im Vergleich zum IPC aufzuklären. Doch als ich ihm all das erklärte, merkte ich, dass ich ihn langsam verlor. Er hat einfach nicht mehr zugehört. Wer interessiert sich schon für diese technischen Details in der Rechtsprechung? Wie viele Menschen, abgesehen von Rechtsexpert*innen und den unglücklichen Opfern dieses kafkaesken Gesetzes, können sie überhaupt verstehen?

Die Medien und die Verleumdung

In einer postfaktischen Welt zählt das Gefühl mehr als die Realität. In deinem Brief beschreibst du den Eindruck, den ich bei dir hinterlassen habe – vielen Dank für deine überaus freundlichen Worte. Du schreibst weiter, dass ich vielleicht eine ähnliche Wirkung auf diejenigen haben könnte, die ich täglich im Gefängnis treffe und mit denen ich interagiere, dass sie vielleicht aufgehört haben, an die Lügen zu glauben, die sie in den Medien über mich gehört haben. Nun, dich zu beeindrucken war einfach, denn du hast die Lügen, die in den Medien verbreitet werden, schon vorher immer durchschaut. Diejenigen aber, die der Propaganda auf den Leim gegangen sind, vor ihr zu warnen, ist ziemlich schwierig. Das gilt vor allem, wenn die Propaganda ununterbrochen weitergeht.

In den vergangenen zwei Jahren, in denen ich im Gefängnis saß, haben die Zeitungen (die einzige Nachrichtenquelle hier) nur sporadisch über meinen Fall berichtet. Die englischsprachigen Medien haben versucht, den Anschein von Objektivität zu wahren, aber die meisten Hindi-Zeitungen – auf die über 90 Prozent der Gefangenen angewiesen sind, um ihre tägliche Dosis an Nachrichten zu erhalten – haben jegliche journalistische Ethik in den Wind geschlagen. Diese Blätter sind pures Gift.

Sie haben sehr selektiv über mein Kautionsverfahren berichtet. Als meine Anwälte plädierten und unsere Sicht der Dinge darlegten, berichteten [diese Zeitungen] meist nicht über unsere Ausführungen... Oder wenn sie sich an manchen Tagen ausnahmsweise dazu entschlossen, nett zu mir zu sein, ließen sie diese Ausführungen in einer kleinen, obskuren Spalte auf Seite 5 oder 6 inmitten der banalsten Nachrichten untergehen. Die Gegenargumente der Staatsanwaltschaft hingegen waren Schlagzeilen, die so präsentiert wurden, als wären es offizielle Ansichten des Gerichts. Bei solchen Gelegenheiten wurden dann auch einige alte Fotos von mir ausgebuddelt, um die reißerischen Schlagzeilen zu ergänzen.

Eines Morgens lautete die Schlagzeile einer Hindi-Tageszeitung: „Khalid ne kaha tha bhashan se kaam nahi chalega, khoon bahana padega“ (Khalid sagt: Reden ist nicht genug, es muss Blut fließen). Der tatsächliche Bericht untermauerte diese großspurige Behauptung der Überschrift nicht und wies nicht einmal darauf hin, dass es sich um eine absolut unbewiesene Behauptung handelt, die erst noch vom Gericht geprüft werden muss. Kein Anführungszeichen wurde verwendet, nicht einmal ein Fragezeichen! Zwei Tage später erschien dieselbe Zeitung mit einer Schlagzeile, die noch aufsehenerregender war als die vorherige: „Khalid chahta tha Musalmanon ke liye alag desh“ (Khalid wollte ein eigenes Land für Muslime). Was dieses Blatt damit andeutete: Die Unruhen im Trans-Yamuna-Gebiet von Neu-Delhi, bei denen die meisten der Getöteten selbst Muslime waren, hätten zur Gründung eines neuen Landes nur für Muslime führen sollen. Ist das nicht tragikomisch? Ich wusste wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Wie soll man Leute überzeugen, die dieses Gift jeden Tag schlucken?

Etwas früher hatte eine andere Hindi-Tageszeitung behauptet, ich habe der Polizei meine Beteiligung bei den Riots in Delhi „gestanden“. Fakt ist: Ich habe vor Gericht zweimal zu Protokoll gegeben, dass ich während meines Polizeigewahrsams keinerlei Aussage bei der Polizei gemacht und auch keine Dokumente unterschrieben habe. Woher stammten dann also diese „Nachrichten“?

All das kann man beim besten Willen nicht als „Berichterstattung“ bezeichnen. Diese Leute picken sich Teilsätze heraus oder fabrizieren direkt glasklare Lügen, um ihr vorgegebenes Narrativ zu stützen. Sie versuchen schon im Voraus, mich vor der Öffentlichkeit als schuldig darzustellen; noch bevor ein Gericht meinen Fall überhaupt erst zur Anhörung/Verhandlung bringt. Auf diese Weise prägen sie das kollektive Bewusstsein der großen Masse.

Manchmal übertreffen die Lügen der Medien sogar die Lügen der Polizei. In einem Nachrichtenbericht (ebenfalls in einer bekannten Hindi-Tageszeitung) wurde behauptet, dass ich mich am 16. Februar 2020 – eine Woche vor Ausbruch der Unruhen – heimlich mit Sharjeel Imam in Zakir Nagar (Neu-Delhi) getroffen habe, um auch wirklich nichts unversucht zu lassen, die Unruhen anzustacheln. In Wirklichkeit war ich in der Nacht des 16. Februar 2020 – und selbst die Polizei kann das bestätigen – satte 1.136 km von Delhi entfernt, in Amrawati, Maharastra. Übrigens: Sharjeel Imam befand sich in dieser Nacht – auch das kann niemand bestreiten – im Tihar-Gefängnis, da er etwa 20 Tage zuvor in einem anderen Fall verhaftet worden war. Der Herr Journalist, der das alles aus dem Hut gezaubert hat, hat sich offenbar nicht einmal um die wirklich grundlegendsten Fakten gekümmert.

Aber noch einmal: Wer interessiert sich schon für Fakten und sowas? Im heutigen Indien ist die Wahrheit nicht mehr das, was tatsächlich passiert, sondern das, was bei den Menschen irgendwie ankommt, was sie bewegt. Mehr als alles, was ich erzähle, sind es die Schlagzeilen, die einen viel tieferen Eindruck in den Köpfen der Menschen hinterlassen. In den vergangenen zwei Jahren habe ich beobachtet, dass die Menschen dem gedruckten Wort mehr Glauben schenken als „Beweisen, die sie mit eigenen Augen sehen“, wie du es ausgedrückt hast. Wenn es in den Zeitungen steht, muss es einfach wahr sein. „Kuch to kiya hoga. Poora jhooth thode likh denge“ (Er muss etwas getan haben. Die würden doch keine Lügen veröffentlichen).

Das Biopic über Sanjay Dutt, Sanju, hat seine Schwächen, aber es charakterisiert die Medien sehr treffend. Sie sind in der Tat eine Droge. Jeden Morgen sehe ich, wie diese Blätter die Gehirne der Menschen betäuben und sie in die Welt einer „alternativen Realität“ entführen. Wenn täglich massenhaft Lügen produziert werden, verlieren die Menschen die Fähigkeit, zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden, und wenn dieses Niveau erreicht ist, müssen die Menschen nicht einmal mehr mit guten Lügen gefüttert werden. Sie können dazu gebracht werden, alles zu schlucken, egal wie absurd es auch sein mag.

Wie können wir gegen diese monströse Maschinerie aus Lügen und Unwahrheiten ankämpfen? Die Verbreiter von Hass und Unwahrheit haben so viele Ressourcen – Geld, gefügige 24×7-Nachrichtensender, viele von ihnen auch Trollarmeen sowie die Polizei. Um ehrlich zu sein, Rohit, bin ich manchmal sehr pessimistisch. Und einsam. Viele Menschen, die viel privilegierter sind als ich, die gemeinsam gegen den Faschismus gekämpft haben, in der Bewegung gegen CAA-NRC/NPR, entscheiden sich heute dafür, zu schweigen, während ich für diese Lügen herausgepickt werde. Man fühlt sich unerwünscht. Man fühlt sich wie ein Fremder im eigenen Land. Das Einzige, was mir in solchen Momenten Trost spendet, ist die Erkenntnis, dass das alles nichts Persönliches ist. Meine Verfolgung, die Schikanen und die Isolation stehen symbolisch für etwas Größeres – nämlich für die Verfolgung, die Schikanen und die Isolation der Muslime in Indien genau jetzt.

Trost in der Stille und der Einsamkeit 

Ich habe inzwischen aufgehört, die Menschen um mich herum von der Realität zu überzeugen. Wie viele Lügen soll ich denn noch entlarven? Und vor wie vielen Menschen? Das bringt mich dazu, einen Schritt weiterzugehen und mich zu fragen, ob die Menschen einfach in die Irre geführt werden – sozusagen von der Propaganda überlistet – oder ob sie tief im Innern an diese Lügen glauben, weil sie damit einige ihrer unbewussten, tiefliegenden Vorurteile bestätigen können. 

Anstatt mir den Kopf zu zerbrechen, verbringe ich die meiste Zeit einfach still und allein im Gefängnis. Das ist tatsächlich die größte Veränderung, die ich in den letzten zwei Jahren erlebt habe, so beunruhigend sich das auch manchmal anfühlen mag. Meine Umstände haben mich dazu gezwungen, Trost in der Stille und Einsamkeit zu finden. Ich fühle mich nicht mehr so klaustrophobisch wie in den ersten Tagen meiner Inhaftierung, wenn ich stundenlang allein in meiner kleinen Zelle eingesperrt bin. Jetzt machen mich eher der Anblick und die Geräusche der Menschen und des Verkehrs während meiner Besuche im Gericht nervös und unruhig. Weit weg von der tobenden Menge wird die Ruhe des Gefängnisses langsam zur Gewohnheit für mich. Ja, ich frage mich, ob ich mich an die Gefangenschaft gewöhnt habe.

Kürzlich las ich die Memoiren eines Menschen, der über 14 Jahre wegen frei erdachter Anschuldigungen im Gefängnis verbracht hatte. Nachdem er die Zeit im Knast beschrieben hat, schreibt er über die Schwierigkeiten, die er hatte, in ein „normales Leben“ zurückzukehren. Jahrelang hatte er sich gewünscht, frei zu sein, aber als er endlich frei war, wusste er nicht oder hatte vergessen, was er mit der Freiheit anfangen sollte. Jahrelang hatte er sich danach gesehnt, seine Freundinnen und Freunde zu treffen, aber nach seiner Entlassung verbrachte er dann die meiste Zeit allein zu Hause und mied Menschen und belebte Orte. Ich frage mich oft, Rohit, wie lange ich brauchen würde, um zur Normalität zurückzukehren?

 Aber trotz aller Widrigkeiten hat das Gefängnis auch zu einigen „positiven“ Veränderungen in meinem Leben geführt. Ich habe mit dem Rauchen aufgehört. Seit zwei Jahren lebe ich ohne Handy, was bedeutet, dass ich auch über eine andere Droge – die sozialen Medien – hinweg bin. Ich kam mit der Konzentrationsspanne eines Tweets hierher, aber jetzt lese ich jeden Monat mehrere Romane. Und endlich, nach mehreren Jahren, ist mein Schlafzyklus wieder in Ordnung (meine Mutter würde sich sicherlich freuen, das zu hören). Anstatt bei Tagesanbruch einzuschlafen, wache ich jetzt mit der Sonne auf. Morgenstunden sind wirklich schön.

Angesichts der zunehmenden Zahl politischer Gefangener in den Gefängnissen des Landes halte ich es für wichtig, diese Dinge am Ende dieses Briefes aufzulisten. All die Menschen, die unter großer Gefahr für sich selbst den Kampf für Demokratie und Säkularismus, für Wahrheit und Gerechtigkeit fortsetzen, sollten aufhören, sich über das Gefängnis Gedanken zu machen. Das Gefängnis könnte dir sogar helfen, einige deiner Laster zu überwinden. Es könnte dich ruhig, geduldig und selbstständig machen – so wie es bei mir der Fall war. 

Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich von deiner Arbeit als Berater von Gefangenen weiß. Vor zwei Monaten habe ich dein Buch Weihnachten in Tihar und andere Geschichten gelesen. Was für ein schönes, kleines Büchlein, das du da geschrieben hast. Geschichten sind etwas, woran es in diesem Kerker keinen Mangel gibt. Geschichten aller Art – von Kampf und Ausdauer, von Sehnsucht und endlosem Warten, Geschichten von Armut und herzzerreißender Ungerechtigkeit, Geschichten vom menschlichen Streben nach Freiheit und auch sehr düstere Geschichten von menschlicher Bosheit. Ich hoffe, dass ich diese Geschichten bald bei einem Kaffee mit dir teilen kann, als freier Mann.

Bis dahin; schreib mir wieder!

Dein

Umar Khalid

Foto: BASO / The Wire

Available in
EnglishGerman
Author
Umar Khalid
Translators
Tim Steins and Nicole Millow
Date
20.10.2022
Source
Original article🔗
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