Microsoft, Amazon und Google gehören demnach zu den Großunternehmen, die im Rahmen einer „gemeinsamen kriminellen Unternehmung“ Israel bei der Verübung eines Völkermords in Gaza unterstützen. Die Unternehmen haben mit dem Abschlachten von mehr als 62.000 Palästinenser*innen seit Oktober 2023 beispiellose Gewinne erzielt.
In einem am 30. Juni 2025 veröffentlichten wegweisenden Bericht enthüllt die UNO-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, eine regelrechte Unternehmensmaschinerie. Diese unterstützt nicht nur Israels Besatzungs- und Apartheidsregime in Gaza und im Westjordanland, sondern profitiert auch von ihnen – und dasselbe gilt nun auch für den andauernden Völkermord in Gaza.
Der Bericht mit dem Titel „Von der Ökonomie der Besatzung zur Ökonomie des Völkermords“ identifiziert 48 Unternehmensakteure in Sektoren wie Rüstung, Technologie, Bauwesen, Tourismus, Energie, Finanzen, Wissenschaft und Landwirtschaft. Ihm zufolge sind diese nur die „Spitze des Eisbergs": Das ausgedehnte Netz der unternehmerischen Komplizenschaft ist noch weitaus größer.
Es wird beschrieben, wie die Tech-Giganten Microsoft, Alphabet (Dachgesellschaft von Google) und Amazon Israel Zugang zu ihren Cloud- und KI-Technologien gewähren. Dies verstärkt die Fähigkeiten der israelischen Regierung in der Datenverarbeitung, Entscheidungsfindung und bei der Überwachung und Analyse.
Israels Apartheid und Militärsysteme erfordern ständig wachsende Cloud-Speicher- und Rechenkapazitäten. Um diesen Bedarf zu decken, holte das Cloud-Computing-Projekt der israelischen Regierung und des Militärs – bekannt als Project Nimbus – im Jahr 2021 Google und Amazon mit einem Vertrag über US$ 1,2 Milliarden an Bord.
Als im Oktober 2023 die interne israelische Militär-Cloud überlastet war, sprangen Microsoft, Google und Amazon ein, um wichtige Cloud- und KI-Technologie bereitzustellen. Die IT-Chefin der israelischen Streitkräfte IDF, Oberst Racheli Dembinsky, beschrieb kürzlich Cloud-Technologie als Teil „einer Sammlung von Systemen, mit denen die IDF bis zum Ende kämpfen“, und nannte diese Unternehmen in ihrer Bildschirmpräsentation. Dembinsky sagte: „Man muss verstehen, dass diese Plattform eine Waffe ist."
Darüber hinaus haben Microsoft, Amazon und Google Forschungs- und Entwicklungszentren und lokale Rechenzentren in Israel eingerichtet und genießen dem Bericht zufolge einen „beispiellosen staatlich gewährten Zugang auf Daten und Menschen in Gefangenschaft." Dem Bericht von Albanese zufolge hat dies dazu beigetragen, „den ersten KI-gesteuerten und live übertragenen Völkermord zu ermöglichen und gleichzeitig durch Datensouveränität Straflosigkeit zu gewährleisten".
Microsoft meldete für das erste Quartal 2025 US$ 70 Mrd. Umsatz und einen Gewinnanstieg von 18 Prozent , angekurbelt durch die Geschäftsbereiche Cloud Computing und KI. Im vierten Quartal 2024 stiegen die Umsätze von Google Cloud um 30 Prozent auf US$ 12 Mrd., angeführt von einem Wachstum bei den Kernprodukten der Google Cloud Platform, der KI-Infrastruktur und generativen KI-Lösungen. Der Umsatz des Segments Amazon Web Services stieg im gleichen Zeitraum um 19 Prozent auf über US$ 28 Mrd.
Im Bericht heißt es: „[Israels] Dauerbesatzung ist zum idealen Testgelände für Waffenhersteller und Big Tech geworden – mit erheblichem Angebot und Nachfrage, wenig Aufsicht und null Rechenschaftspflicht – während Investoren und private und öffentliche Institutionen ungehindert profitieren.“
In den letzten 21 Monaten des israelischen Völkermords in Gaza wurden 85.000 Tonnen Bomben auf den Landstreifen abgeworfen – fast sechsmal so viel wie die Sprengkraft des Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Für den Bombenabwurf werden F-35, F-16, Drohnen und Zieltechnologien eingesetzt, die von Unternehmen wie Elbit Systems, Lockheed Martin, Israel Aerospace Industries (IAI) und Palantir entwickelt und geliefert werden.
Elbit und IAI haben enorm vom israelischen Völkermord profitiert, dank einer Erhöhung der israelischen Militärausgaben, die sich zwischen 2023 und 2024 auf US$ 46,5 Mrd. mehr als verdoppelt haben. Die Gewinne von Elbit stiegen in diesem Zeitraum um 18,7 Prozent – mit einem 27-Prozent- Anstieg der Einnahmen aus der Luft- und Raumfahrt aufgrund von Gewinnen aus Drohnen und präzisionsgelenkter Munition (sogenannten „intelligenten Bomben“).
Großbritanniens größter Rentenanbieter – das von der Regierung unterstützte Nest-System mit automatischer Anmeldung – investiert seinen beliebtesten Standard-Pensionsfonds in das israelische Rüstungsunternehmen Elbit.
Der Bericht identifizierte auch internationale Partnerschaften, die Waffen und technischen Support liefern und damit den Völkermord in Gaza unterstützen. Israel profitiert vom bisher größten Beschaffungsprogramm für den F-35-Kampfjet – angeführt vom US-Unternehmen Lockheed Martin neben mindestens 1.650 anderen Firmen. Das Vereinigte Königreich ist stark in das Lockheed Martin F-35-Konsortium verwickelt und erlaubt im Rahmen eines globalen Versorgungspools weiterhin den Export von F-35-Kampfjet-Komponenten nach Israel.
In Albaneses Bericht heißt es: „Dies ist eine 'gemeinsame kriminelle Unternehmung', bei der die Taten Einzelner letztendlich zu einer ganzen Ökonomie beitragen, die diesen Völkermord antreibt, versorgt und ermöglicht.“
Der Bericht beschreibt auch die Komplizenschaft der britischen Bank Barclays, die an der Zeichnung von Israels internationalen und nationalen Staatsanleihen beteiligt war, um das Vertrauen der Märkte zu stärken. Vermögensverwaltungsgesellschaften, darunter BlackRock, Vanguard und die Allianz-Tochter PIMCO, kauften diese Anleihen.
Der Name der US-Investmentfirma BlackRock zieht sich durch den gesamten Bericht von Albanese. Als einer der größten institutionellen Anleger investiert BlackRock in viele Unternehmen, die den Völkermord in Israel unterstützen und davon profitieren. Der Bericht verweist auf den Status von BlackRock als zweitgrößter institutioneller Investor in Palantir, Microsoft, Amazon, Alphabet und IBM und drittgrößter Investor in Lockheed Martin und Caterpillar. Dieses US-amerikanische Maschinenbauunternehmen versorgt Israel seit Jahrzehnten mit Ausrüstung zum Abriss palästinensischer Häuser und Infrastruktur sowie mit Gerätschaften für den Einsatz bei der Bodeninvasion in Gaza.
Beliebte Online-Reiseplattformen wie Booking.com und Airbnb sind ebenfalls in die Aufrechterhaltung illegaler Siedlungen und die Legitimierung der Annexion palästinensischen Landes verwickelt. Beide Unternehmen listen Immobilien und Hotelzimmer in illegalen israelischen Siedlungen.
Von 2018 bis 2023 hat Booking.com seine Einträge im Westjordanland mehr als verdoppelt – von 26 auf 70 – und seine Einträge in Ostjerusalem im Jahr ab Oktober 2023 auf 39 verdreifacht. Im israelischen Siedlerdorf Tekoa im Westjordanland erlaubt Airbnb Inserate von Siedlern, die ihre Unterkünfte als „in einer warmen und liebevollen Siedlung gelegen“ anpreisen. Die eskalierende Gewalt gegen das benachbarte palästinensische Dorf Tuqu wird dadurch verschleiert.
Amazon ist auch direkt in illegalen Siedlungen tätig, und der Bericht wirft der E-Commerce-Firma vor, deren „Wirtschaft aufrechtzuerhalten, Expansion zu ermöglichen und sich durch diskriminierende Dienstleistungserbringung am Apartheidsregime zu beteiligen“. Im Jahr 2020 wurde festgestellt, dass Amazon kostenlosen Versand in illegale Siedlungen anbot – aber nicht für deren palästinensische Nachbarn im Westjordanland.
Während die Augen der Welt und der globalen Medien auf die brutalen Bombenangriffe in Gaza gerichtet sind, haben die israelische Gewalt und Landnahme im Westjordanland zugenommen. Im Jahr 2024 wurde ein beispielloses Ausmaß an Siedlergewalt registriert und im Januar dieses Jahres startete das israelische Militär die Operation „Iron Wall“, die mit Luftangriffen und Bodenoperationen auf Jenin sowie auf andere Städte und Flüchtlingslager im gesamten Westjordanland abzielte. Seit dem 7. Oktober 2023 hat Israel mindestens 1.000 Palästinenser*innen im Westjordanland getötet.
Der Bericht fordert alle Regierungen auf, ein vollständiges Waffenembargo und Sanktionen sowohl gegen Israel als auch gegen Unternehmen zu verhängen, die internationale Verbrechen ermöglichen, sowie die Rechenschaftspflicht der Firmen nach nationalem und internationalem Recht durchzusetzen. Er fordert auch Unternehmen und Investoren dazu auf, Handelsbeziehungen, die mit illegaler Besatzung, Apartheid und Völkermord in Zusammenhang stehen, zu beenden und sich zu Reparationen zu verpflichten – eine vorgeschlagene Form ist eine „Apartheid-Vermögenssteuer".
Microsoft, Amazon, Alphabet, Booking.com, Airbnb, Barclays und Caterpillar wurden um eine Stellungnahme gebeten. BlackRock lehnte eine Antwort ab.
Harriet Williamson ist Redakteurin und Reporterin für Novara Media.
Foto: Novara Media