Während sich multilaterale Institutionen und nationale Regierungen bemühen, die Pandemie einzudämmen, ist eines klar: Philanthro-kapitalistische Ideologie, nicht nur philanthropische Stiftungen und Organisationen, sind tief in diese globalen Pläne zur Reaktion auf die Pandemie eingebettet.
Nehmen wir als Beispiel die Frage, die alle beschäftigt: der Impfstoff gegen Covid-19. Die Verteilung jeglicher Impf- und Heilmittel gegen COVID wird durch ein wachsendes Misstrauen gegenüber privaten Philanthrop*innen erschwert. Dieses öffentliche Misstrauen und die Wut gegen Milliardär*innen muss als Zeichen einer tiefen Besorgnis über die sich heutzutage deutlich verschlimmernde wirtschaftliche Ungleichheit ernst genommen werden.
Man denke nur daran, wie Forschungssubjekte und Teilnehmende an globalen klinischen Studien für neue Pharmazeutika und andere Therapeutika rund um den Globus verteilt werden. Verschiedene Unternehmens- und Regierungsakteure suchen oft weltweit nach verfügbaren Forschungsteilnehmenden, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten zu testen, die allerdings größtenteils den Verbraucher*innen im Globalen Norden zugutekommen — eine Praxis, die verschiedene Formen der neokolonialen Enteignung und Ausbeutung aufrechterhält.
Wie verhält sich diese Art der medizinischen Ausbeutung zu ökonomischen Theorien des "rassifizierten Kapitalismus"? Und wie kann diese Art der Ausbeutung in Frage gestellt werden? Wie können Medien und Wissenschaftler*innen dazu ermahnt und angeregt werden, besser über dieses fortlaufende Muster der Ausbeutung in der Gesundheitsforschung zu berichten — und zwar in einer Weise, die die Argumente für ein “People’s Vaccine” noch überzeugender machen könnte?
Eine kritische und fundierte Analyse marktwirtschaftlicher philanthropischer Ansätze, die sich auf große Akteure wie etwa die Chan Zuckerberg Initiative und die Bill and Melinda Gates Foundation konzentriert, würde dazu beitragen, das anzugehen, was ich heute als eine doppelte Herausforderung sehe: die Notwendigkeit, internationale Lösungen für Herausforderungen auf nationaler Ebene zu entwickeln, ohne die verarmten Gruppen und Gemeinschaften sowohl in "reichen" als auch in "Entwicklungsländern" zu vernachlässigen.
Sowohl im Norden als auch im Süden gibt es einen Ressourcenabfluss weg vom öffentlichen Sektor hin zu privaten Nutznießern, und zwar in einer Weise, die die primären Gesundheitssysteme untergräbt. Es sind die ärmsten Gemeinden, die weiterhin auf der Verliererseite der Pro-Privatisierungswende stehen, einer Wende, die durch philanthropische Auszahlungen gefördert und geschmiert wird. Infolgedessen erleben Menschen auf der ganzen Welt einen Rückgang der Qualität bei der Bereitstellung öffentlicher Güter — was weiter zur Verfestigung von Rassenhass und rassistischen Formen von Stigmatisierung und Sündenbock-Denken führen kann.
Selbstverständlich sollten wir Falschinformationen und extremistische Sichtweisen verurteilen. Die Infragestellung "philanthro-kapitalistischer" Ansätze, die heute die Macht der Konzerne festigen und ein Muster von Gesundheits- und Wohlstandsabfluss aufzeigen, ist das Gegenteil von "extremistischem" Denken. Sie zielt vielmehr darauf ab, das "Overton-Fenster" möglicher Alternativen zu vergrößern, indem sie hervorhebt, dass die philanthro-kapitalistische Begründung für verstärkte öffentlich-private Partnerschaften im Gesundheitswesen auf einer überaus schwachen Evidenzbasis beruht. Was für die öffentliche Gesundheit hingegen gut funktioniert, ist die Stärkung der primären Gesundheitsversorgung, allgemeinnützige Patentregelungen und ein erschwinglicher Zugang zu Medikamenten.
Ich freue mich darauf, in der Covid-19 Response Working Group zu arbeiten, um eine Theorie der radikalen Philanthropie zu formulieren. Eine Theorie, die verschiedene Formen der Solidarität würdigt und zelebriert — anstelle von imperialistischen und ungerechten Vorstellungen von Wohltätigkeit.